Vom Scharfstellen lichtschwacher Objekte

  • Hallo,

    in unserem Astronomieforum kam gerade eine Frage auf, die ggf. hier jemand beantworten könnte. Wikipedia z.B. kenn es nicht...

    Fragestellung: Durch ein Teleskop mit sagen wir mal f:7 und 1000mm Brennweite soll ein Sternbild mit der DSLR oder der normalen KB-Spiegelreflex gemacht werden. Also stelle ich auf einen recht hellen Stern scharf und nehme das Bild auf.
    Das Ergebnis wird jedesmal das gleiche sein: der Stern ist trotz guter Nachführung unscharf. Nur an der digitalen Kamera mit Monitor kann man solche Objekte richtig scharf bekommen, indem man den Monitor auf 10x aufzoomt und damit scharfstellt.

    Man sagt, es läge an der Akkommodation des Auges, also der Fähigkeit, die Schärfe mithilfe eben dieser zu beeinflussen.

    Aber ich schaue ja nicht mit bloßem Auge zum Himmel, sondern sozusagen auf ein "Foto", das entweder scharf oder eben unscharf ist.

    Woran mag es liegen?

    Gruß
    Winfried

  • Auch hierzu gab es interessante Veröffentlichungen eines von mir geschätzten Forenkollegen.
    Er beschrieb, dass Auge / Gehirn sehr wohl bei der Beurteilung der Schärfe schwächeln, die nicht vorhandene Schärfe praktisch "nachjustieren.
    Andersrum - man gewöhnt sich ruckzuck und denkt, es sei scharf.

    Das kann nun jeder an seiner Mattscheibe nachprüfen - ein per Auge perfekt geschärftes Abbild ist, mit der Lupe betrachtet, mitnichten perfekt scharf, da kann man oft noch etwas feinjustieren.
    Wenn man aber zu lange stiert, wird man schon mal ( geht mir jedenfalls so ) unsicher ob der Schärfe.
    Da hilft ein vorrübergehendes Defokussieren des Auges (Akkomodation) und ein erneuter Blick.

    Von früher kenne ich noch das Phänomen, dass man sich an seinen schleichend unschärfer werdenden Fernseher gewöhnte und dachte, der sein scharf wie am ersten Tag.

    Die präziseste Methode zur Schärfebeurteilung soll wohl die Einstellung auf das Luftbild sein,welches aber mit einem kleinen Fadenkreuz unterstützt werden muss - ich will das auch mal ausprobieren.

    Gruss,
    Ritchie

  • Hallo Richie,

    über das Luftbild mit Doppelfadenkreuz habe ich an meiner Canon F1 gearbeitet, hauptsächlich am Balgen im extremen Makrobereich und am Durchlichtmikroskop.
    Leider haben die digitalen Kameras nicht mehr die Möglichkeit, Sucher und Mattscheiben auszuwechseln. Die Mattscheibe kann ich bei meiner D3x auswechseln, die Einserserie der Canon ebenfalls. Doch ob es diese Mattscheiben dafür noch gibt, weiß ich nicht.
    Zumindest haben meine fotografierenden Astrokollegen diese Kameras nicht, da der Sperrfilter dort ausgebaut werden muß, um die Rotempfindlichkeit zu erhöhen.
    - Und dazu nimmt man keine Kamera, die zwischen 5000 und 8000 Euro kostet...

    Gruß
    Winfried

  • Meinem Text nicht wirklich zu entnehmen - ich bin gleitend von den Problemen Deiner Kollegen zur Visualisierung auf der GF-Mattscheibe übergegangen :)

    Wie "Ihr" das beschriebene Problem lösen könnt weiss ich nicht, ausser: die Jugend ans Rohr lassen, da klappts zumindest noch mit der Akkomodation.

    Gruss,
    Ritchie

  • Am Sternenhimmel funktionieren weder Schnittbild noch Mikroprismen vernünftig. Und eine reine Mattscheibe reicht in der Regel nicht fürs perfekte Scharfstellen aus.

    Es gibt in der Astronomie jedoch andere Hilfsmittel, z.B. die Bahtinov-Maske.

    Viele Grüße
    Wilfried

  • Technischerseits könnte die aufgrund der kleinen Sensoren höhere Präzision in der Verarbeitung der Digicams vielleicht eine Rolle spielen; SLRs sind da nicht so masshaltig wie ein starrer Chip, und die nicht optimale Planlage des Filmes könnte auch mitwirken.

    Wobei mir das auf Unendlich eigentlich nicht sonderlich bedeutsam erscheint , andererseits wird aber ordentlich vergrössert...
    Gedanken.
    Ein Lupensucher an der SLR, müsste der nicht Verbesserung bieten, wenn das Auge der Schuldige ist??

  • Winfried, was genau fokusierst du? Das Teleskop? Durch ein Okular? Die justage der Kamera am Teleskop? Oder was? Ich habe die olle Porst SLR einmal an der Russentonne auf unendlich justiert und gut ist. Wenn das Verhaeltniss Mattscheibe/Filmebene stimmt passt das fuer alle Zeiten ...

    fragende Gruesse

    Micha

  • hi
    da ich einfach nicht der "Astrofotograf " bin, sehe ich das Problem wohl etwas pragmatischer....
    Lösung 1 (für mich zumindest) tagsüber, also bei ausreichend Licht, eine Optik auf "unendlich" einfokussieren und dann muss dies wohl auch in der Finsternis klappen...
    Lösung 2 Lichtfeldkamera s.a. http://www.lichtfeld-kamera.net/
    lg Hans

    Jeder Mensch macht Fehler. Das Kunststück liegt darin, sie dann zu machen, wenn keiner zuschaut. Peter Ustinov

  • Hallo,

    ganz genaues Scharfstellen ist mit unseren einfachen Kameras einfach nicht möglich.

    Der Forumskollege Henning S. hat mal ausgeführt, welchen Aufwand er treiben muss um die Auflösung von Filmen zu testen. Sein Fazit, frei wiedergegeben, lautete, dass er kein Kamerasystem kenne, dass hinreichend genau fokussiere. Und wenn man kurz drüber nachdenkt, ist das für eine Konsumerkamera ja auch verständlich, oder?
    Er löste das Problem durch eine "Schärfereihe".

    Von daher sind uns die digitalen Kollegen, wenn sie denn den Aufwand treiben, überlegen. Sie drehen ja so lange am Objektiv, bis bei ihnen das Ergbnis scharf genug ist. Wir müssen schon mehrere Bilder machen und hinterher Spreu vom Weizen trennen.

    Gruß Rainer

  • Zitat von "Rainer Gruen"

    ganz genaues Scharfstellen ist mit unseren einfachen Kameras einfach nicht möglich.

    Deshalb gibt es die RTS III mit Vakuum-Keramik-Filmandruckplatte und der besten Mattscheibe die ich kenne. Ob die sowas hinbekommt weiß ich aber auch nicht :D

  • Zitat

    Vakuum-Keramik-Filmandruckplatte


    Beim scharfstellen hilft die nicht. Erzeugt höchstens bessere Schärfe, da vorgeblich bessere Planlage.
    Allerdings würde mich mal interessieren, ob der Unterschied zu normaler Planlagetechnik wirklich so gravierend ist. Vorstellen kann ichs mir jedenfalls kaum.

  • naja, beim Scharfstellen geht es daraum, daß das worauf man scharfstellt später auch wirklich scharf ist, dafür müssen Mattscheibe und Film immer exakt aufeinander abgestimmt sein. Dabei hilft die Andruckplatte schon.
    Inwieweit die Vakuumplatte bei KB jetzt was bringt? Bei größeren Formaten ist es gängiger (und notwendiger), ansonsten wurde über die Notwendigkeit bei KB schon oft diskutiert. Es gibt wohl einige Anwendungen und es ist wohl auch messbar, sebst vermißt habe ich es noch nicht, selbst nachprüfen kann ich es auch nicht, bei meiner gehen zwar die Displays aber die Blendenübertragung funktioniert nicht richtig....

  • Hallo,

    ja, die Bahtinov-Maske kenne ich, damit kann man visuell gut und genau scharfstellen, nicht aber unbedingt mit der Kamera, da spielt ja wieder mein Auge eine Rolle.
    Mir geht es um die Frage, warum ich die Kamera nicht zu 100% scharf bekomme, ohne das Monitorbild zu vergrößern (das es bei der analogen ja nicht gibt). Da dürfte Richie auf dem richtigen Weg sein. Im visuellen ist das kaum ein Problem. Wenn ich den ersten Beugungsring am Stern sehe und dieser ein heller Punkt ist, dann ist das (für mich) scharf. Ein anderer muß nachfocusieren, da jedes Auge anders ist. Bei der Kamera ist das ja nicht der Fell, da gibt es nur scharf oder unscharf. - Und das schein ohne Hilfsmittel kaum jemand hin zu bekommen.

    Gruß
    Winfried

  • Zitat

    bei meiner gehen zwar die Displays aber die Blendenübertragung funktioniert nicht richtig


    Irgendwas hält mich wegen dieser herumgeisternden Defekte nen Contax-System zu beschaffen.... (Mal abgeshen vom Gewicht)

  • Ich hab eine Weile damit experiemntiert. Letzen Endes habe ich nur den Body der Kamera genommen, mit einem selbstgebauten Adapter aus Sperrholz am Sonnentisch-Okular.
    Damit auf der Mattscheibe scharfgestellt (kleiner Nebeneffekt: durch den im Vergleich zum Sonnentisch kleineren Ausschnitt ergibt sich eine Verlängerung), die Fotos waren bei korrekt justierter Nachführung endscharf.

    Geh raus ‒ ins Leben ‒ und nimm die Kamera mit, wenn Du was zu erzählen hast!