Seltene Objektive von Carl Zeiss Jena: Fernobjektiv und Topogon

  • Hallo, im Nachlass meiner Mutter habe ich einen alten Zeiß-Katalog gefunden, wahrscheinlich von ungefähr 1954 (Nr: 1954-075-1)

    Neben allbekannten Objektiven wie Tessar, Biotar, Triotar, Biometar, Sonnar und Flektogon werden dort auch ungewöhnlichere Objektive erwähnt, die ich bisher nicht kannte.

    1. Fernobjektiv 8/500
    Das ist ein sehr langgestrecktes Objektiv mit einer einzigen Linsengruppe aus zwei Linsen, ein Achromat.
    Fassungen sind u.a. für Praktina, Praktica, Contax und Exa/Exakta angegeben. Das Objektiv wurde mit Gegenlichtblende und Gelbfilter geliefert.
    Die Blendeneinstellung geht mindestens bis Blende 45 (bis dahin ist es auf dem Bild zu sehen.)
    Das Beispielbild ist gut durchgezeichnet, zeigt Kontrast und relative Schärfe. (Es ist ja ein Rasterdruck).

    2. Topogon 4/25
    Das ist ein sehr ungewöhnliches Nahobjektiv mit vier Linsen in vier Gruppen, vollständig symmetrisch, die Optik sieht außen fast Kugelförmig aus.
    ... weitere Quelle: Hier kann man es bewundern.

    http://olypedia.de/Weitwinkel#Carl_Zeiss_Topogon

    Das Topogon gab es in einer Variante für Luftbildaufnahmen, aber auch in eine Variante für Kleinbildformat-Kameras.
    Es wurde dann nachgebaut als Canon 1:3,5/25 und als Nikon Nikkor 1:4/25 , sowie russisch als Orion-15

    Kennt jemand die Objektive?
    (Preislich sind sie außerhalb meiner gegenwärtigen Reichweite.)

  • Hallo Bernd,

    das Topogon kenne ich nicht, habe aber in dem BuchMeine Foto-Praxis von DR. Heering 1949 im Heering-Verlag in Seebruck Am Chiemsee erschienen ist,
    wird ein Hypergon 1:22 erwähnt, das zuerst von Goerz später von Zeiss produziert wurde. Es war für das Format 18X24 gedacht und hatte 6 cm Brennweite statt der 30cm der Normalbrennweite, und bestand aus 2 Halbkugelförmigen Linsen, und soll anastigmatisch gewesen sein (was immer das sein mag)

    Ich könnte mir vorstellen, dass das Topogon eine Weiterentwicklung ist.

    Dass ich das ganze so schnell parat hatte, liegt daran, nach dem ich das gelesen hatte ich mir so gedenkelt habe man könnte ja mal ein Objektiv aus einer Wahrsagerkugel beziehungsweise Wahrsagerinnenkugel oder aus zwei Lesesteinen zu bauen.


    Gruß Achim

    Das Leben ist wie eine Klobrille
    Man macht viel durch

  • Ja, das Topogon ist tatsächlich eine Weiterentwicklung des Hypergons.
    Beides sind ein symmetrischer Doppelgauss-Typ, diese kompensieren Koma und Astigmatismus aus Symmetriegründen, aber keine Farbfehler.

    Das Topogon kompensiert etwas den sehr starken Randabfall des Hypergons in der Lichtstärke.

    Wenn man es mit APS-Format vergleicht, würde das Hypergon etwa 6 mm Duchmesser haben und sich dort befinden, wo Spiegel und Verschluss sind.

  • Topogone hatte ich noch nicht, Fernobjektive hatte ich schon mehrere in der Hand.
    Fotos habe ich damit nicht gemacht, sie nur für den Verkauf beschrieben.
    Das ist ein sehr dünnes, langes und wie ich finde umständliches Objektiv, ich kann mir nicht vorstellen, es zu benutzen.
    Vom optischen Design lässt es sich bestimmt in die gleiche Ecke wie Asiola, Telementor und dergleichen stellen, also die Spektive bzw. Teleskope, das sind auch meist Achromaten, ich hatte auch einmal einen sehr flachen aber breiten Achromaten von Zeiss Jena in der Hand, das war auch ein Zweilinser mit Luftspalt zwischen den Linsen.
    Das 500er lässt sich bestimmt davon ableiten.

    Über seltene und teure Dinge, die ich schon in der Hand hatte kann ich bald ein zwar etwas dünneres aber doch interessantes Buch schreiben, z.B. Waren das bisher drei Pentacon Super, eine Welta Superfekta, Pancolare 1,4/55, einige Biotare 1,5/75, Domirone 2/50 von Meyer Görlitz und eben auch schon mehrere 8/500.

  • Das ist interessant. Danke für die Information.
    Leider liegt das Fernobjektiv außerhalb meiner preislichen Reichweite. Es kostet meist so ziemlich das Vierfache vom Neupreis.
    Das Achromat im Fernobjektiv ist nach Katalogangabe verkittet. Wenn das Bild stimmt, ist es plankonvex.

    In dem Katalog war ja eine Abbildung vom "Fernobjektiv". Das ist wirklich lang.

    Ich will versuchen, ein ähnliches mit 440 mm selbst zu bauen, da habe ich von Astromedia einen Achromaten, eigentlich für ein Fernrohr.

    Mal sehen, ob es was wird.

    Die meisten 8/500 haben heute ja eine etwas kürzere Bauform und vier Linsen als "Billigobjektive".
    Ich habe da ein Spiegelteleskop-Objektiv in dem Brennweitenbereich.

    Beim Fernobjektiv ist auch interessant, dass es zugleich sein Name ist. (Das ging vielleicht nicht genügend klar hervor.)

    ---

    Neben den Fotoobjektiven waren auch Prokinare und Kipronare als Projektionsobjektive für Kinofilme im Angebot.

  • Hallo zusammen!

    Ich hatte heute die Gelegenheit, mich mal näher mit einem Fernobjektiv zu beschäftigen und möchte euch teilhaben lassen.

    Es ist wirklich so, dass es sich um einen Achromaten handelt, es sind zwei verkittete Linsen, die sich als ein Block herausschrauben lassen,
    ansonsten gibt es keine weiteren Linsen.
    Die Linsen sitzen ganz vorne, der Rest ist leeres Rohr. Die Blende sitzt auch weit vorne, das Objektiv lässt sich auf f:45 abblenden.
    Es hat ganze 18 Blendenlamellen, hier leicht ölig, im Bildbeispiel hat sich allerdings noch die leere Hülle eines Insekts eingeschlichen, manchmal finde ich die.
    Was genau für ein Insekt es ist oder war ist mir leider nicht bekannt.

    Das Objektiv ist sehr lang, ich habe es leider verdummbeutelt zu messen, wie lang genau, aber mindestens 40cm, wenn man es auf die nähste Einstellung fokussiert (6m)
    wird es noch länger, ca. 8cm länger.
    Ich reiche noch nach, wie lang es ist, mit der zubehörigen Gegenlichtblende wird es aber noch noch länger!

    Es ist auf jeden Fall interessant, so häufig ist es nicht, wir hatten bisher vielleicht sechs Stück im shop, Pancolare beispielswese gehen in die hunderte, wenn nicht mehr.
    Das hier hat te etwas Pilz, auf der Frontlinse sind Flecken, die leider nicht weggehen, es hat aber wohl maximal eine Einfachvergütung.

    Sehr interessant finde ich auch immer, dass bei Zeiss Jena die Linsengruppen, die als Blöcke eingeschraubt wurden, fast immer die letzten vier Ziffern der Seriennummer des Objektivs als Aufschrift haben,
    ich wusste garnicht, dass das so wichtig ist. Außer bei den "Alu"-Objektiven für die Exakta (und da nur manchmal) habe ich nie spacer gefunden, vielleicht liegt es ja auch an den Fassungen an sich.

    Bernd, weißt du da mehr?

    Grüße

  • Zitat

    Bernd, weißt du da mehr?

    Leider weiß ich nicht mehr dazu.
    Ich habe noch ein paar Beispiele im Internet gefunden, Selbst hatte ich es noch nicht in der Hand.

    Danke für die Bildbeispiele. Die Blende ist richtig stark.