Agfa P90 nach 40 Jahren besser als nach 30?

  • Vor kurzem habe ich ein paar alte Packungen "Agfa P90" gefunden, in a5 und a4, grob geschätzt um die 100 Blatt.
    Es ist ein sehr dünnes (90g?) und recht hart arbeitendes Papier, aus der Serie "Agfa Copyline", das aber durchaus auch in der "normalen" bildmäßigen Fotografie eingesetzt werden kann. Mit der Haptik eines sehr gut gedruckten Magazins. In den 80ern hab ich fast allles darauf abgezogen, Kneipen und Konzerte mit Tri-X...ich werde nostalgisch wenn ich zurück denke..
    Aber zum Problem bzw zu meiner Frage:
    Neben dem P90. sehr grob geschätzt aus den 80ern fand ich auch eine ungeöffnete Packung "Agfa P150", äußerlich wie neu. 100 Blatt a4.
    Sehr schön dachte ich, ist zwar nicht ganz so dünn und hat einen Plastikrücken (P90 ist reines Papier) - aber es dürfte vom Grauschleier her eher besser in Form sein als die angebrochenen P90 Pappkartons.
    Das Gegenteil scheint der Fall zu sein: unbelichtet entwickelt und fixiert scheint mein P90 fast weiß zu bleiben, das jüngere P150 wird fast schwarz !?
    Wie kann das sein?
    Mehr Tests zum Grauschleier konnte ich gerade nicht machen, sie werden folgen

  • Nachdem ich zwei weitere "vintage" Sorten getestet und wegen Grauschleier entsorgt habe, ergibt sich folgender Zwischenstand:bei meinem Altpapier:
    - das wahrscheinlich älteste ist am wenigsten verschleiert, Agfa P90 aus den 80ern
    - Orwo Baryth-Papier (ca. 1990? wann war Schluss bei Orwo?) und Forte PE-Papier (90er??) entwickeln sich beide zu Graukarten
    - das Agfa P150 wird tatsächlich in 10-20 Sekunden tiefschwarz (unbelichtet versteht sich)!
    Was mich nach wie vor wundert ist, dass es tatsächlich schneller schwarz wird als die anderen die ersten Grauwerte entwickeln.

  • Hi,

    ich habe auch noch eine Riesenpackung altes P90 rumliegen. Nach meiner Erfahrung schleiert es ziemlich, zumindest mehr als ich das von früher in Erinnerung habe. P90 war für manche Motive ein prima Material. Es hatte in den Lichtern kaum Abstufungen, dafür aber in den Schatten um so mehr. Die Maximalschwärze war recht begrenzt und das Alles auf so einer Art Schreibmaschinenpapier. P90 verlangte nach recht knüppeligen Negativen. Von Kentmere gabs was ähnliches, entweder man mochte es oder hasste es. P150 WP kenne ich auch. Nach dem was ich dazu weiss ist es eine P90 Emulsion auf dünnem PE Trägermaterial. Es gab aber auch eine direktpositiv arbeitende Variante. Die war bis zur Solarisation vorbelichtet und wurde durch weiteres Belichten wieder hell. Probiere es doch mal aus.

    Gruß

    Stefan


  • (...) Es gab aber auch eine direktpositiv arbeitende Variante. Die war bis zur Solarisation vorbelichtet und wurde durch weiteres Belichten wieder hell. Probiere es doch mal aus.

    Hallo Stefan, danke für diesen Tip, werde ich probieren.
    Ich hab nämlich auch noch eine Packung "Kodak Projection Positive" gefunden, ebenfalls ein Spezialpapier für technische Anwendung das ich damals für schwarzweiße Dia-Abzüge "missbraucht " habe.... allerdings fehlt beim P150 jeder Hinweis auf "direkt-positiv" .. bin gespannt...

  • Nachdem ich zwei weitere "vintage" Sorten getestet und wegen Grauschleier entsorgt habe, ergibt sich folgender Zwischenstand:bei meinem Altpapier:
    - das wahrscheinlich älteste ist am wenigsten verschleiert, Agfa P90 aus den 80ern
    - Orwo Baryth-Papier (ca. 1990? wann war Schluss bei Orwo?) und Forte PE-Papier (90er??) entwickeln sich beide zu Graukarten
    - das Agfa P150 wird tatsächlich in 10-20 Sekunden tiefschwarz (unbelichtet versteht sich)!

    Ergänzung: eine Großpackung Orwo Baryt 13x18 "BS116" erweist sich als kaum verschleiert und gut nutzbar, für nicht so große, billige schnelle Abzüge.
    "BS" bedeutet Gradation spezial, sollte also mittel bis etwas weicher sein. Dieses hier erscheint mir mindestens mittel bis etwas härter. Es scheint also tatsächlich so zu sein, dass die Gradation durch Alterung sich auch in Richtung härter verschieben kann, statt weicher oder auch "flauer" zu werden. Das ist jetzt aber nur meine Spekulation
    Die Oberfläche "seidenglanz" ist gewöhnungsbedürftig, etwas kristallin. Zum Spottpreis von 25€ für 1000 Blatt, ob ich die jemals verbrauche?

    Und eine Packung Orwo Baryt 18x24, der Klassiker "BN111" ist ebenso gut gealtert, bzw jung geblieben. 25€ für 100 Blatt.

    Auffällig ist, dass meine verschleierten Orwo Papiere das spätere modernere Label haben und die guten das im älteren Stil.

    Außerdem habe ich in den hintersten Winkeln meines Fotokellers das Papier gefunden, auf das @Stefan Arend mich hingewiesen hat, mein geliebtes P90 "Prospektpapier" als "Direktpositiv" zB für schwarzweiße Dia-Abtüge. Allerdings etwas dicker und resin coated, Bezeichnung "Copyline Autoreserval AR 150".
    Das hab ich noch nicht ausprobiert, es sind 100Blatt A2 (!), die muss ich erstmal in den Stapelschneider schieben..

  • > Dieses hier erscheint mir mindestens mittel bis etwas härter.

    Die Gradationen seinerzeit waren härter als heutzutage. Normal lag dort, wo heute hart liegt. Spezial demnach eher dort, was heute als normal angesehen wird. So meine Erfahrung / Erinnerung und auch der Vergleich mit den Orwo-Papieren, die mir in den letzten 10 Jahren so im Labor erschienen sind.

  • Danke für die Einschätzung... da du garantiert mehr Packungen Orwo Baryt in der Schale hattest - was sagst du zu meiner postiven Erfahrung mit Pacckungen mit altem Schriftzug und der negativen mit dem "moderneren" Label? Ist das Zufall bei meinen vier Packungen oder eventuell doch eine Regelmäßigkeit? Etwa so dass die Erneuerung des Labels einher ging mit einer Änderung der Chemie und damit der Langzeithaltbarkeit?