Ich habe nach langer Zeit meine alten Dias projiziert...

  • ..und bin schwerst begeistert. Mannomann, das kommt ja richtig gut, und vor allem rasiermesserscharf! Ich bin ordentlich angefixt, wieder Dias zu machen, auch wenn die Filme mittlerweile heftig teuer geworden sind.

    Zur Ausstattung: In meinem Wohnzimmer hängt eine billige 2,40 m breite Rollo-Beamerleinwand von Reflecta. Für die Größe ist mein alter Zett mit 150 Watt zu schwach, also habe ich mir in der Bucht sehr, sehr günstig einen Kindermann Diafocus 2500 TL geschossen. Das mitgelieferte Bierflaschenbodenobjektiv habe ich gleich rausgeschmissen, denn der alte Projektor hatte ein gutes Zett P-Color 2,5/90 SMC, das in den Kindermann passt. Damit macht das Ganze richtig Spaß, allerdings muss ich mit dem Projektor recht weit weg von der Leinwand, was aber aufgrund der Geräuschkulisse des Projektors nicht so falsch ist. Leider ist das Kabel der Fernbedienung zu kurz, sodass ich das volle Format nicht ohne weiteres nutzen kann.

    Beeindruckend finde ich, dass die Dias trotz unsachgemäßer Lagerung im feuchten Keller nicht gelitten haben. Die meisten meiner Dias stammen aus den 1990er Jahren. Glücklicherweise habe ich überwiegend auf Kodachrome und Fuji Velvia fotografiert. Nur ganz wenige Filme, vermutlich Agfa, sowie ein Exot namens Batacon, der ein umgelabelter Fomachrome war, sind verblichen und hinüber. Die meisten haben leuchtende Farben wie am ersten Tag!

    Motivmäßig habe ich viele Porträts gemacht. Meine Güte, was waren wir damals schön und jung! Und viele Fotos auf Reisen: Prag, Ligurien, Venedig, Perugia, Indien, aber auch die Öffnung der Berliner Mauer 1989, und Konzertfotos von der Popkomm in Köln in den 1990er Jahren sind dabei. Es ist wie ein alter Schatz, den ich da gehoben habe!

    Dias sind ja total out, was man an den Preisen für gute Projektoren sieht, aber auch an der geringen Beteiligung in diesem Bereich des Forums. Und, ehrlich gesagt, ich kann es auch verstehen. Diaabende waren oft genug der Schrecken, das hatte etwas entsetzlich piefiges, und es war oft einfach nur langatmig und schlecht.

    Wie steht ihr zu Dias? Wer fotografiert noch aktiv auf Diafilm? Habt ihr noch Schätze im Keller, die dort für vielleicht immer (oder doch nicht für immer?) endgelagert sind?

    Aus dem Digitalalter bin ich raus.

  • Ohne Diafilm würde ich keine Farbfotografie mehr analog machen. Auch wenn ich dieses Jahr viel C-41 gemacht habe, war das fast ausschließlich ausprobieren und testen. Ein gut gemachtes Dia ist für mich das schönste Ergebnis von Fotografie und der Grund, warum ich mit Filmfotografie vor fast zehn Jahren überhaupt angefangen habe und seitdem digital nur noch Sachen mit vielen Bildern/s mache.

    Zeig doch mal einiger deiner geborgenen Schätze 8) Und du hast Recht, viel zu wenig los im Diabereich. Wenn es die Tage die Zeit zulässt, werde ich mal wieder was online stellen.

  • Diaabende waren oft genug der Schrecken, das hatte etwas entsetzlich piefiges, und es war oft einfach nur langatmig und schlecht.

    Morgen Christof,

    ich hoffe ja immer noch dass die Firma in Italien deren Namen man nicht aussprechen darf, mit ihrem Diafilm an den Start kommen, und ihn dann als Bundle mit Chips und Kellergeister anbietet um die alten Zeiten wieder Aufleben zu lassen.

    Nun mal ernsthaft, die Diaabende waren ja nicht wegen dem Medium Dia so verrufen, sondern deshalb, dass die Wenigsten besondere Bildgestalterische und technische Ansprüche an ihre Bilder hatten.
    Man musste stundenlang Unscharfe und verwackelte Bilder anschauen die Unsortiert ins Magazin kamen so wie sie vom Labor zurückgeschickt wurden.
    Die Bilder zeigten meist Familienmitglieder vor den bekannten Sehenswürdigkeiten.
    Manchmal zeigten sie auch nur lehre Wiese was dann so kommentiert wurde 5 Minuten vorher ist da noch ein Löwe gesessen.
    Gute vertonte Überblendschauen mit spannenden technisch hervoragendenBildern hingegen konnte man auch ertragen ohne dass man sich mit Kellergeister betäubte.

    Gruß Achim

    Das Leben ist wie eine Klobrille
    Man macht viel durch

  • Das mit dem Diaabend ist ja eins der vielen Phänomene bei gestalterischen Tätigkeiten, die die gleiche Ursache haben: Die meisten, die einer gestalterischen Tätigkeit nachgehen, sind eben nicht supermegabegabt, sondern mehr oder weniger normal. Deshalb spielt ja nicht jeder am Ende im Orchester, der mal Blockflöte gelernt hat, deshalb bekommt nicht jeder den Büchnerpreis, der in der Schule tolle Aufsätze geschrieben hat, und deshalb sind auch nur 99% der Fotografen nicht in der Lage, einen interessanten Diaabend zu machen. Ja, ein Janusz Kaminski, ein Conrad L. Hall, ein Ernst Lubitsch, die könnten das alle, auch ein Hajo Gies (den Diaabend würde ich gerne sehen, leider sind seine wichtigsten Akteure nicht mehr unter uns - "Das ist Stil, Horst. Das sitzt tief in mir drin, das kriegst Du nicht mehr raus."), ein Martin Parr, ein Erich Salomon, ein Erich-Maria Remarque, ein Wilhelm Busch, der Redakteur der BRAVO-Fotolovestory, oder auch ein Frans Masereel (das wäre mal wirklich interessant gewesen!). Nur eben nicht die vielen Normalbegabten.

    Wissenschaftlichkeit: Das heißt zu wissen, was man weiß und was man nicht weiß. Unwissenschaftlich ist alles totale Wissen, als ob man im Ganzen Bescheid wüsste. (Karl Jaspers)

  • @Christof:

    Deine Begeistung für die Projektion teile ich uneingeschränkt. Auch hier im Forum ist das Dia nicht tot, die Bilder tauchen nur in anderen Rubriken (Themenfotografie) auf.

    @Achim:

    Mit den Italiener wird das nichts mehr. Grund: Kellergeister ist aus. ^^

    @Jens.

    Die Gestaltung einer Diavorführung betreibe ich mit der Zwangsmassnahme, dass maximal nur ein Magazin vorgeführt wird. Das zwingt meist zur strikten Auswahl der Dias, also bis 50 KB oder 30 MF. Gut für alle Beteiligten.

    Gruß
    Gerhard

    Spontaneität will wohlüberlegt sein.

  • Ich fotografiere ausschließlich Dia und SW.
    Farbfilm seit gefühlten 20 Jahren nicht mehr.
    Ich langweile auch keine Familienmitglieder bzw. Freunde mit Diaabende. Ich schaue mir meine Dias auf dem Leuchtpult an und die für mich interessantesten werden gerahmt. Diese, in der Regel ein Magazin voll, schauen meine Frau und ich uns an.
    Ach so, Dias als 135er und 120er. Ohne Diafilm hätte ich längst der analogen Farbfotografie abgeschworen.

  • Schön, dass es doch noch Freunde der Diafotografie gibt, wie ich den zahlreichen Antworten entnehmen kann!

    Ich habe mir gerade ein paar 2016 abgelaufene KB-Velvias geschossen, ein 5er Pack 120er liegen schon in der TK. Ein Kindermann 66 nebst amtlichem Docter Lumagon 2,8/150 ist mir gestern zugelaufen. Der Ventilator saß fest, ich habe ihm einen Tropfen Öl auf der Motorachse gegönnt und nach Anschubsen dreht er sich wieder. Mittelformat-Dias sind schon etwas Besonderes!

    Meine Dias würde ich gerne hier zeigen, aber leider stehen dem zwei triftige Gründe entgegen. Ich arbeite fast 100% am Bildschirm und mag nach Feierabend nicht noch scannen (außerdem habe ich keinen Filmscanner und werde mir auch keinen anschaffen). Auch deshalb bin ich zur analogen Fotografie zurückgekehrt.

    Außerdem sind meine besten Bilder die, auf denen Menschen drauf sind, Straßenszenen in Italien etwa. Die werde ich aus rechtlichen Gründen nicht im Internet veröffentlichen, denn ich habe null Prozent Lust auf Klagen von Wichtigtuern, die sich auf meinen Bildern vielleicht wiedererkennen. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar gering, aber da gehe ich bei der aktuellen Rechtslage lieber kein Risiko ein.

    Aus dem Digitalalter bin ich raus.

  • Mein Vater ist dieses Jahr gestorben. Aus seinem Nachlass warte ich auf seine Diakästen. Die Familie mit der Nikon F in Südeuropa, 70er-Jahre. Das meiste auf Kodachrome 64.

    Ein Wiedersehen mit den Dreien von uns Vier, die nicht mehr da sind. Ich freue mich schon jetzt :)

    Frohe Weihnachten!

  • Ein Bekannter war mal ein paar Monate im Regenwald unterwegs (in Kanada) und hatte uns eine sehr tolle Diashow zusammengestellt von seiner Reise. Ein durchweg gelungener Abend. Im Hintergrund lief Walmusik, in einer Ecke stand eine Art Discokugel und es war sehr, sehr kalt, da wir die Dias aus Platzgründen im Winter auf dem Dachboden gucken mussten - in Decken gewickelt und mit vielen alkoholischen Heissgetränken. Da stimmte wirklich alles. Wahrscheinlich hatte er einen Eventmanager mit der Planung beauftragt.

  • Hallo.
    ja, als Diafotograf wird man schon ab und zu schräg angesehen. Aber, wenn die Kinder dann Dia anschauen ist das Staunen groß, die Farben, die Brillianz, des feeling. Dia eben.
    Angeschaut werden sie klassisch auf einer Leinwand 2x 2 von reflecta, der Projektor ebenso seit 35 Jahren ein reflecta welcher nach 2 Reparaturen immer noch seinen Dienst verrichtet. Aber, auch Negative sind ab und zu in den Kameras, gerne genieße ich auch Filme mit 400 oder 800 ASA.
    Dia-Abende kenne ich leider nur schlechte da in meinem Hobbykreis sich keiner getraut den Moderator zu spielen bzw Grenzen zu setzen. Bei 10 P sind doch an die 50 Dia genug, oder? Es sind immerhin 500 Bilder die man anschauen "muß". Und, das aussortieren können wirklich nicht alle, und das ist der Grund warum ich keinen Diaabend mehr besuche. Allein der letzte zu dem ich "gezwungen" wurde bestätigte alle Vorurteile die ich hatte, nun denn, ich werde diesen fortan fernbleiben.
    Mein Glück ist das das Studio 13 in meiner Nähe liegt und die Filmentwicklung dort immer zuverlässig und pünktlich abgewickelt wird.
    Und, Bilder vom Dia verleiren in einem Forum - egAL WO - IMMER an Wirkung, denn diese liegt in der schieren Größe - Bilder auf einer Leinwand - der PC dagegen zeigt nur einen kläglichen Rest der Digitalisierung...
    Gruß Oli

  • Den Bildband habe ich auch weggeworfen.

    Oh. Hoffentlich war's nicht der (zur Sicherheit: ZVAB ist seit der Übernahme durch amazon nun ebenfalls politisch unkorrekt):

    https://www.zvab.com/servlet/BookDe…_-srp1-_-title4

    Wissenschaftlichkeit: Das heißt zu wissen, was man weiß und was man nicht weiß. Unwissenschaftlich ist alles totale Wissen, als ob man im Ganzen Bescheid wüsste. (Karl Jaspers)

  • Ich hatte mal so einen schönen Band von Masereel. Der stand ganz unten im Bücherregal und ein Hundewelpe (die gibt es hier öfters) hat dann eine Ecke vollkommen abgenagt. Ich musste ihn dann leider entsorgen.

    Den Bildband habe ich auch weggeworfen.

    Naaaaabend Jake,

    ich wäre mit solchen Äuserungen etwas vorsichtige, es könnte ja sein dass ein paar militante Tierschützer mit Lesen.


    Gruß Achim

    Das Leben ist wie eine Klobrille
    Man macht viel durch