Eastman Transparent Film, abgelaufen 1903 vor 118 Jahren, gestern belichtet

  • Ich bin mir nicht sicher, ob regulär angesetzter Filmfixierer oder auch schwächer angesetzter Papierfixierer nicht den uralten Film irgendwie angreifen könnte? Drum hab ich für's Erste es mal so gemacht.

    Warum sollte er das? Du hast die Scans gemacht, damit ist die Bildinformation gesichert. Dann kannst du auch fixieren. Du kannst ja mit deinen Probeaufnahmen anfangen.

  • Du kannst ja mit deinen Probeaufnahmen anfangen.

    Genau, das ist auch mein Plan! Jetzt wo ich das Bild durch mehrere Scans gesichert habe kann ich auf jeden Fall das Fixieren ausprobieren.

    Und mit dem Wissen kann ich dann beim nächsten Bild es wieder so machen.

    Bin gespannt, ob der Film dadurch durchsichtiger wird und nicht mehr als Positiv erscheint.

    Könnte es auch ein "Silberunterguss" sein? Gewisse Umkehrfilme haben statt Antihaloschichten einen solchen "Silberunterguss".

    Der wird bei einer vollständigen Entwicklung entfernt, nicht aber, wenn man nur Erstentwicklung macht.

    Ich hab mal einen 1950er Jahre Umkehrfilm als Negativ entwickelt und der Film war total undurchsichtig und jemand sagte mir, dass das eben daran liegt, dass das Silber des Untergusses noch da ist und keinerlei Licht durchlässt. Wird wohl dann beim Bleichen entfernt?

  • Ich hab mal einen 1950er Jahre Umkehrfilm als Negativ entwickelt und der Film war total undurchsichtig und jemand sagte mir, dass das eben daran liegt, dass das Silber des Untergusses noch da ist und keinerlei Licht durchlässt. Wird wohl dann beim Bleichen entfernt?

    Nicht nur bei 50er Jahre Umkehrfilm. Auch der Foma R100 hat eine solche Schicht, weshalb er sich nicht als Negativfilm nutzen lässt.

  • Es gibt Neues zu berichten:

    Nach nur einer Minute im Fixierer (gemischt wie für aktuellen Schwarzweißfilm) wurde der Film transparent.

    Es bleibt aber nach wie vor ein positives Bild bestehen, trotz der fehlenden dunkleren Schicht.

    Damit ist meine Idee, dass es aufgrund des Dunkelfeldeffekts positiv wirkt, wohl hiermit widerlegt.

    Was ist das nun, wieso wird der Film in Caffenol zum Positiv, gab es 1903 schon Direktpositivfilme??

    Hier sieht man, dass man nun durch den Film durchsehen kann.

    trans.jpg

    Ich hab ihn übrigens so nochmals gescannt, diesmal mit Durchlicht, als Film, anstatt wie letztens als Dokument.

    Aber ehrlich gesagt war das Ergebnis ohne Fixieren und als Dokument gescannt deutlich besser.

  • Tolles Projekt Gratulation. Der Film wurde nach 1898 vertrieben (Quelle: Coen, Brian : Kodak ; S.269; Stuttgart 1990; Callway). Weiteres unter American Film Wikipedia Deutschland.

    Gut Licht

    Erich

  • Danke!

    Ich habe in der Zwischenzeit übrigens mit zwei Filmexperten geschrieben, beide ehemalige Kodak Ingenieure.

    Ich habe sie unabhängig von einander befragt, in der Hoffnung, trotzdem übereinstimmende Meinungen zu bekommen und siehe da:

    Beide haben auf massive Überbelichtung und in der Folge davon Solarisation getippt.

    Beide vermuten, dass ich mit weniger Belichtung wohl ein Negativ erhalten würden.

    Das finde ich sehr interessant, dann stimmt bei diesem Film wohl die Regel von +1 Blende pro Dekade nicht so wirklich.

    Oder der Film hatte frisch deutlich mehr als ISO 3, was mich aber sehr wundern würde.

    Einer der Experten geht davon aus, dass der Film ein Jahr vor Ablauf hergestellt wurde, also damit 1902, der andere meint, er kann aus frühestens 1900 sein.

    Am Wochenende habe ich erstmals zwei Fotos auf zu 35mm zugeschnittenem Film geschossen, in den nächsten Tagen werde ich die einmal entwickeln.

    Das war aber noch mit derselben Belichtungszeit wie letztens, also werden das wohl wieder Positive werden.

    Für das nächste Mal werde ich dann wohl mit viel kürzerer Belichtungszeit untersuchen, ob ich so ein Negativ bekomme...

  • Beide haben auf massive Überbelichtung und in der Folge davon Solarisation getippt.

    Andere Erklärung wäre, dass du vielleicht eine echte Solarisation durch extreme Überbelichtung erzeugst.

    Also mit den Experten gleich getippt. Das wäre das gleiche Prinzip wie bei den Direkt-Positiv-Materialien.

    Ich bin schon auf deine weitere Versuche gespannt.

  • Ich habe in den letzten Wochen viel weiter experimentiert.

    Einiges lief schief, manches klappte, aber ich habe auf jeden Fall sehr viel dazu gelernt!

    Zunächst hatte ich 35mm anstatt Mittelformat / 6x6cm probiert. Da gab es aber leider diverse Probleme, unter anderem überlappende Aufnahmen, sowie total miese Planlage und daher unscharfe Bilder - abgehakt, war wohl nix, weiter zum nächsten Format... 110!

    Das Wiederbeladen von 110er Patronen mit anderem Film ist für mich längst nichts Neues mehr, das Bild meines Avatars, die Plastiktulpe im Grillofen, entstand ja vor Jahren auf altem 16mm Kinofilm, den ich in 110er Patronen lud um dann mit einer Pentax Auto 110 zu verwenden. Der Film hatte aber bereits die passenden 16mm Breite.

    Ich bastelte mir also wieder eine Schneidehilfe für den 1903 abgelaufenen, 8cm breiten, Film und schnitt genug für vier 110er Bilder zurecht. Das Einrollen des Films in das Schwarzpapier und Beladen der Patrone waren beides recht fummelige Schritte - kein Spaß und mühsam bei schwachem Rotlicht. Irgendwie klemmte dann auch die Patrone. Dann hab ich sie vorsichtig im Halbdunklen betrachtet, irgendwie ist die Patronen dabei wieder etwas aufgesprungen - nicht toll, hab ich den Film nun schon belichtet? Dann bemerkte ich, dass der Film aufgrund seines starken Dralls in alle Richtungen wohl auf der Schneideunterlage leicht verrutscht war und nun 1-2 mm zu hoch war und daher die Patrone aufdrückte.

    Kein Problem, einfach noch einmal nachschneiden, oder? Leichter gesagt als getan, der Filmdrall war kaum zu bändigen, schiefe Schnitte die Folge. Nun war ich endgültig entnervt und hatte genug für's Erste, es wird für die paar Tests wohl reichen, wer weiß, ob es überhaupt klappt, mit so einem winzigen Format und dem irren Filmdrall.

    Bald darauf fuhr ich los, um die 4 Testaufnahmen zu machen. Aufnahme 1 war für einen speziellen Test reserviert: Kurze Belichtungszeit anstatt meiner bisherigen ISO 3 +12 Blenden länger. Einer der zwei Kodak Ingenieure, mit denen ich schrieb, sagte mir ja, dass Filme damals so einfach aufgebaut waren, dass es da kaum etwas gab, was an Empfindlichkeit verlieren könnte und dass 2 Blenden für 120 Jahren reichen würden!

    Aufnahme 2 sollte dasselbe wie Aufnahme 1 abbilden, aber dann wie auch Aufnahme 3 und 4 wieder mit meinem +12 Blenden Ansatz gemacht werden, der sich in der Vergangenheit als gut herausstellte.

    Leider war das Wetter am Wochenende recht mies, eiskalt, dunkel und dann kam noch leichter Schneefall.

    Aufnahmen 3 und 4 kamen recht unterbelichtet raus, Aufnahme 2 war die Beste der Versuchsreihe.

    Links das Vorbereiten der Minolta 110 Zoom Mark II, rechts während der Belichtung des zweiten Bildes für 4 Minuten:

    Vorbereitung.jpg

    Hier das Ergebnis:

    Bild2.jpg

    Ich bin zufrieden mit diesem Ergebnis, denn es zeigt mir dass 1.) das 110er Format nicht zu winzig ist, um sinnvolle Bilder zu produzieren und 2.) dass ich gute Planlage und Schärfe bekomme, was mich sehr positiv überraschte.

    Mit dem 110er Filmformat bin ich extrem sparsam unterwegs, so habe ich noch länger was von diesem seltenen Film. Die Minolta hat im Gegensatz zur Lubitel eine Zoomlinse und sogar eine Markoeinstellung. Das Filmtrocknen geht viel schneller und auch das Scannen klappt ganz gut.

    Hier das Bild 1, der Test mit ISO 3 und nur 2 Blenden länger belichtet:

    Bild1.jpg

    Das musste ich natürlich invertieren (da es wie zu erwarten ein Negativ wurde) und so sind die Farben auch bläulich, anstatt gelblich.

    Das Bild ist definitiv unterbelichtet und hat keine Zeichnung auf der Baumrinde, was das +12 Blenden Bild sehr wohl hat.

    Also entweder stimmt ISO 3 als Ausgangswert einfach nicht, oder der Film verliert sehr wohl mehr als nur 2 Blenden.

    Aber immerhin ist da ein Bild zu sehen!

    In der Zwischenzeit habe ich schon eine bessere Schneidehilfe gebaut, dank dessen, was ich beim letzten Mal dazugelernt habe. Sobald das Wetter wieder besser ist möchte ich weitere Aufnahmen mit dem 110er Format versuchen.

  • Nach ISO 3 + 2 Blenden letztens (wenig Zeichnung) und ISO 3 + 12 Blenden (normaler Ansatz) nun in der Mitte bei ISO 3 + 7 Blenden getestet.

    1 Minute Belichtungszeit, wieder auf zu 110er Film zugeschnittenem Material, wieder in Minolta 110 Zoom Mark II:

    WasserUndWald.jpg


    Foto1.jpg

  • Beeindruckend!

    Aber… War es nun (bei ISO 3 + 7 Blenden ) ein Negativ geworden?

    Oder wieder ein „Solarisations-Positiv“?

    Danke!

    Wurde wieder ein Negativ, bisher sah ich also:

    ISO 3 + 2: Negativ, wenig Zeichnung

    ISO 3 + 7: Negativ, schon recht dicht

    ISO 3 + 10: Positiv

    ISO 3 + 12: Positiv

  • [...] Das Wiederbeladen von 110er Patronen mit anderem Film ist für mich längst nichts Neues mehr,[...]

    [...] Ich bastelte mir also wieder eine Schneidehilfe für [...] vier 110er Bilder zurecht. [...]

    Vielen Dank für die Präsentation Deines sehr interessanten Projektes!

    Ich würde gerne Näheres erfahren, wie Du genau vorgehst, beim Zuschneiden des Films und Befüllen der Patrone,

    und wie bekommst Du die Perforation in den Film? Ich suche nach Alternativen für meine Canon 110 ED, ich bin zwar froh, dass die Lomo-Pocketfilme überhaupt verfügbar sind, aber der Lomo-SW-Film kann mich nicht begeistern.

    Danke!

    ______________________________

    Altes bewahren - Neues prüfen

  • Maximilian Eggert

    Ich nutze wenn ich mal wieder Lust auf 110er Fotografie habe normalen 16mm Film.

    Dazu habe ich 3 Cameras wegen der Perforations Löcher modifiziert. Ich nutze dann Wiederbefüllte 110er Kassetten.

    Wenn dich das Thema näher Interessiert.

    Dann mach doch bitte einen neuen Tread auf.

    Gruß Marcus

    - Manche Menschen inspirieren meinen inneren Selbstmörder -

  • Vielen Dank für die Präsentation Deines sehr interessanten Projektes!

    Ich würde gerne Näheres erfahren, wie Du genau vorgehst, beim Zuschneiden des Films und Befüllen der Patrone,

    und wie bekommst Du die Perforation in den Film? Ich suche nach Alternativen für meine Canon 110 ED, ich bin zwar froh, dass die Lomo-Pocketfilme überhaupt verfügbar sind, aber der Lomo-SW-Film kann mich nicht begeistern.

    Danke!

    Ok, das ist alles recht komplex, ich versuche es mal zu beschreiben:

    Ich nutze schon gebrauchte 110er Patronen, die ich bei Licht vorsichtig mit dem Stanleymesser aufschneide. Das ist eine fummelige Arbeit, wenn man nicht genau aufpasst dann reißt man entweder Teile der Patrone ab, was sie undicht macht, oder man rutscht ab und schneidet sich in die Hände.

    Ist die Patrone einmal offen, dann muss ich am Schwarzpapier Markierungen anbringen. Da ich ja nur 4 statt z.B. 24 Bilder belade, unterscheidet sich der Prozess sehr von dem für normal langen Film, wofür es schon am Ende des Papiers Markierungen gibt. Ich hab durch Experimente und Ausmessen zwei Markierungen am Schwarzpapier gefunden, eine hintere (nach 4 Bildern) und die Startmarkierung. Wenn das Schwarzpapier dann später "1" im Fenster zeigt, dann ist der Film, wenn an der Startmarkierung korrekt ausgerichtet, gerade richtig im "Gate" der Patrone.

    Nun kann ich mit der geknackten Patrone, Schwarzpapier, Stanleymesser und Isolierband ins Dunkle gehen. Ich mach das bei Rotlicht, klappt aber sicher auch mit meiner IR-Brille in totaler Dunkelheit, wenn ich es mal mit Farbfilm machen wollte.

    ´

    Zum Schneiden von breiterem Film auf kleinere Formate (auch 16mm) gibt es ja fertige Vorlagen mit eingeklemmten Stanleymesserklingen usw, davon bin ich aber nicht so begeistert und für meine kurzen Stücke hab ich eine andere Lösung entworfen und dann 3D gedruckt:

    schneider.jpg

    Oben spannt man den Film unter die kleine Lippe ein, die hält ihn dann kurz.

    Dann legt man ihn schön gerade hin und drückt ihn an die seitlichen Wände, dann ist alles gerade.

    Man klebt ihn mit den drei Isolierband-Klebestreifen fest und schneidet unten ihn ab, so hat man genug Länge für 4 Bilder.

    Schlussendlich setzt man das Stanleymesser oben an der kleinen Führung an und zieht es langsam durch den Kanal runter, der führt das Messer, nun hat man einen Streifen, der breit genug für 110er Film ist und lang genug für 4 Bilder plus ein bisschen extra.

    Dann wird es mühsamer, beim Beladen des Filmstreifens in die Patrone. Im Finstern / bei Rotlicht muss ich das Ende des Films zuerst bei der Endmarkierung am Schwarzpapier festhalten und gleichzeitig das Sandwich aus Film und Schwarzpapier zusammenrollen. Das macht die größten Probleme und klappt niemals auf Anhieb, heute brauchte ich 4 Versuche, aber ich werde jedes mal besser. Ich rolle und rolle und sehe dann wo der Anfang des Films hin will, hoffentlich möglichst nahe an die Startmarkierung ran. Bin ich zufrieden damit, dann klebe ich ihn dort mit einem kleinen Stück Isolierband fest. Gaffertape und ähnliches ist zu dick und kann beim Transport haken, außerdem reißt es beim wieder loslösen das Schwarzpapier, Isolierband kann vorsichtig entfernt werden.

    Dann wird der Film in die Patrone geladen und die Patrone noch mit zwei kleinen Isolierbandstreifen gesichert, damit sie nicht bei Licht aufspringt.

    Perforationen mach ich keine, manchen Kameras ist das egal, bei meiner Minolta hab ich aber schon vor Jahren eines entdeckt: Wenn ich den Deckel hinten nur ein klein bisschen aufmache, dann springt die Patrone ein paar Millimeter zurück, genug um die Kamera glauben zu lassen, es wäre ein Loch gefunden worden, aber ohne, dass es mir den Film belichten würde.

    Ich muss also:

    Patrone laden, händisch vorspulen bis ich "1" im Fenster sehe.

    Dann im Schatten die Kamera hinten vorsichtig öffnen bis es "klack" macht.

    Gaaanz langsam weiter vorspulen, es sollte nun "durchdrehen" und beim "1" stehen bleiben.

    Dabei spannt die Kamera nun den Shutter, nun kann ich abdrücken.

    Dann weiter vorspulen zu "2", wieder kurz öffnen, usw.

    Nicht zu weit öffnen, sonst kommt Licht rein, ein klein bisschen geht sich aber ohne Einfall aus. Und nach dem Öffnen eben gaaanz langsam weiterspulen, denn die Kamera hört nie damit auf, wenn sie nicht scheinbar ein "Loch gefunden hat". Passt man nicht auf, dann spult man also über alle Bilder drüber und ein Rückspulen ist unterwegs dann ohne Wechselsack und neu zu beladen unmöglich.