Bitte um Hilfe: Lichtempfindlich in Haushalt und Garten

  • Heliografie kenne ich, das kam später.

    Ps: geht es Dir bei den Versuchen um echte fotochemische Prozesse (Resultat also irgendeine dauerhafte, abgeschlossene und mehr oder weniger unumkehrbare Abbildung) oder um alles, was durch Licht gebräunt, gebleicht oder sonstwie zersetzt oder verändert wird?

    Um beides. Es muss nur relativ beständig sein, nicht absolut.

    Kressebeete wachsen weiter.

    Physautopie ist beständig, sonst hätte sich das Bild von Niepce aus den 1820ern nicht erhalten. Er hatte aber noch Judenpech verwendet. Ich denke, das ist Bitumen von Judäa:


    https://de.qaz.wiki/wiki/Bitumen_of_Judea (deutsch)
    https://en.wikipedia.org/wiki/Bitumen_of_Judea (englische Beschreibung).

    Das wurde auch für die Heliografie verwendet.

  • Naturasphalt, Judenpech, Bitumen usw. ist alles ziemlich ähnlich, aber hat je nach individuellem Vorkommen leicht unterschiedliche Eigenschaften (syrischer Asphalt, Trinidadasphalt...). Der Hauptunterschied liegt halt zum künstlichen Bitumen aus Erdöl oder Verschwelungsprodukten wie Teer.

    VG Oskar

  • Hallo Bernd,

    ein Stoff ist mir noch eingefallen, der angeblich unter Lichteinwirkung unlöslich wird und den jeder zuhause hat (außer Veganer): Hühnereiweiß.

    Rein theoretisch - ohne es ausprobiert zu haben - könnte es so funktionieren: Man färbt eine Eiweißlösung mit einem geeigneten Farbstoff (probieren: unlösliche Pigmente oder wasserlösliche Farbstoffe?) und beschichtet damit einen Träger. Nach der Belichtung, teils abgedeckt durch eine Schablone, Negativ oder Positiv, wäscht man die Partien, die lichtgeschützt abgedeckt waren, wieder ab und erhält im besten Falle etwas Erkennbares - Positiv oder Nagativ in der Farbe, mit der man eingefärbt hat.

    Die Belichtung wird sicher einige Tage oder Wochen dauern. Achtung: Ab 70° soll das Eiweiß aber auch ohne Licht unlöslich werden. Zu warm sollte es daher nicht werden.

    Verwendbares Eiweiß gewinnt man so: Eiweiß zu Eischnee schlagen und etwas stehen lassen. Unten setzt sich dann wieder etwas flüssiges Eiweiß ab, das dann nicht mehr glibberig ist. Das sollte man zum Versuch hernhemn können...

    Ansonsten fällt mir zum Stichwort Bräunung unter Lichteinwirkung noch Holz ein: Z. B. Helles, frisches Fichtenholz, Kiefer usw. Die Ergebnisse dürften etwas dauerhafer als ein Kressebeet sein, aber auch nicht fixiert. Wenn Du Parkett frisch verlegst, kannst Du so sogar 1:1 Großformataufnahmen Deiner Schränke usw. von unten machen (sogen. "Parkettografie") ;)

    Finnpappe geht auch gut und bräunt sehr schnell. Ist auch billig (Modellbaubedarf für Architekturstudenten).

    VG Oskar

  • Hallo Maximilian,

    nein, ich nicht, aber der Bernd vielleicht??

    Aber tatsächlich - unbewußt, oder unwissend habe ich hier fast schon die Herstellung von Albuminpapier vorgeschlagen, allerdings ohne Silber. Haha.

    Ich habe an Eiweiß nur von einer ganz anderen Ecke heraus gedacht (Bindemittel für altertümliche Maltechniken, und in den einschlägigen Büchern kommt immer wieder der Hinweis auf das Unlöslichwerden unter Lichteinfluß...).

  • Hallo Oskar,

    ich sehe erst jetzt, dass die Zutaten in einem durchschnittlichen Haushalt oder Garten zur Verfügung stehen sollen;

    durch die erforderlichen Chemikalien käme das Albuminpapier wohl leider nicht in Frage. Sorry!

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    Altes bewahren - Neues prüfen

  • Hallo Maximilian,

    nein, ich nicht, aber der Bernd vielleicht??

    Aber tatsächlich - unbewußt, oder unwissend habe ich hier fast schon die Herstellung von Albuminpapier vorgeschlagen, allerdings ohne Silber. Haha.

    Ich habe an Eiweiß nur von einer ganz anderen Ecke heraus gedacht (Bindemittel für altertümliche Maltechniken, und in den einschlägigen Büchern kommt immer wieder der Hinweis auf das Unlöslichwerden unter Lichteinfluß...).

    Klasse. Danke.

  • Hallo Oskar,

    ich sehe erst jetzt, dass die Zutaten in einem durchschnittlichen Haushalt oder Garten zur Verfügung stehen sollen;

    durch die erforderlichen Chemikalien käme das Albuminpapier wohl leider nicht in Frage. Sorry!

    Silbernitrat ist heute im Haushalt ja eher selten. Als ich Kind war, gab es das noch, zum Beispiel gegen Warzen.

    Deshalb ist es ein Grenzfall.

  • Da es nun Frühling wird: Ich habe mal gesehen, dass Apfelbauern kleine Masken von ihrem Logo auf die Äpfel kleben, auf der Südseite der Früchte, da die dann das Muster abbilden auf dem Apfel. Man könnte das doch mal mit Negativen versuchen, z. B. mit Bildern von Leuten.

    Nur so eine Idee...

    Grüße

    Rolf

  • Ich kenne da leider nur die immer mehr um sich greifende Unsitte von Plastikaufklebern auf eigentlich natürlichen (?) Früchten, die einzig und allein zu dem Zweck hergestellt zu werden scheinen, dass man sich über sie ärgert, sie abziehen und wegwerfen muss oder dass sie ungewollt im Kompost landen und man sie dann Jahre später im Blumen- oder Gemüsebeet findet und rausklauben muss ("Pink Lady" u. ä. :cursing:). Weit abgekommen von Bernds Thema...

    Oskar

  • Da es nun Frühling wird: Ich habe mal gesehen, dass Apfelbauern kleine Masken von ihrem Logo auf die Äpfel kleben, auf der Südseite der Früchte, da die dann das Muster abbilden auf dem Apfel. Man könnte das doch mal mit Negativen versuchen, z. B. mit Bildern von Leuten.

    Nur so eine Idee...

    Grüße

    Rolf

    Die Idee ist gut und wurde auch schon ausgeführt. Ich habe es aber noch nicht gemacht. Aber Fotos auf Blättern und Früchten habe ich schon gesehen, meist auf Blättern.

    Ich habe so etwas Ähnliches mit Blättern gemacht:

    27861730655_cc6a006c7c[1].jpg

    Dabei war das große Blatt das Fotopapier, darauf ein anderes Blatt. Das Ergebnis ist nach dem Belichten.

  • super Bernd, du schwingst keinen großen Reden sondern machst einfach.

    "Hut ab" und sonnigen Gruß

    m

    „They say my print quality is bad. Darling, they should see my negatives!“ 

    Lisette Model

  • Danke, Martin. Manches geht leichter, manches schwerer. Mit dem Balg von der Plattenkamera bin ich heroisch gescheitert. Es hat nicht geklappt, und dann hatte ich eine andere Kamera.

    Mit dem Kolophonium bzw. Bitumen - das ist fest eingeplant. Ich hatte mir leider den Arm gebrochen. Das ist geheilt, aber jetzt gibt es ein paar andere Sachen, die sich dazwischen schieben.

    Ich habe aber schon das Zeug da.

    Viele Haushaltsachen gehen recht gut.

    22559508090_3bd8cbc0cc[1].jpg

    Anthotypie mit Rotkrautsaft auf Fotopapier.

    Das hätte ich in der Schulzeit kennen müssen.

  • besser "heroisch scheitern"

    als vor Langeweile vergammeln.

    Mein 'Langzeitprojekt': Fotogramme mit Blättern der Kermesbeere, die hat so schön große 'Bletschen'.

    Deren Saft wurde übrigens zum Färben von Rotwein verwendet.

    Der Geschmack ist allerdings SEHR gewöhnungsbedürftig.

    sonnigen Gruß

    M

    „They say my print quality is bad. Darling, they should see my negatives!“ 

    Lisette Model

  • Hallo Bernd,

    welches Bitumen hast Du besorgt bzw. wo? Bin gespannt auf Deine Ergebnisse und wie genau Du das dann umsetzt. Gutes Gelingen!

    Übrigens - wenn Du ganz alternaive Theorien über ganz alternative fotografische Prozesse erfahren willst, hier noch ein witziger, aber auch interessanter Literaturtip: das kleine Bändchen "Verwirrte Sinneseindrücke" von August Strindberg. Man kann hier nachlesen, wie es zugegangen sein könnte, auf welche Weise z. B. die Forelle ihr Wellenmuster auf den Rücken fotogrfiert hat, oder Überlegungen, ob der Totenkopf auf dem Rücken des Totenkopfschwärmers auch über einen fotografischen Prozess entstanden sein könnte... Es sind auch Bilder enthalten u. a. von "Celestographien", von Fotogrammen von Kristallisationen und anderen experimentellen Prozessen.

    Die Anthtypie ist sehr gut gelungen!

    Gute Besserung mit dem Arm und den anderen Sachen!

    VG Oskar