Barytpapier in Trockenpresse halbglänzend trocknen

  • Hallo zusammen,

    früher habe ich mein Barytpapier mit sehr guten Resultaten heiß in der Trockenpresse getrocknet. Ich habe dabei keine Hochglanzfolie verwendet, sondern das eigentlich glänzende Barytpapier mit der Bildseite zum Tuch in die Trockenpresse gegeben und eine sehr schöne halbglänzende Oberfläche erhalten. Damals (ca. 1990-2000) hatte ich Papier von Orwo und Foma, sowie eine einfache tschechoslowakische Trockenpresse von Kovos.

    Jetzt will ich das wieder machen und kämpfe mit Problemen: Das Papier klebt am Tuch der Trockenpresse fest und beim Abziehen sammeln sich unzählige kaum entfernbare Fusseln in der Schicht. Außerdem ist das Resultat der Heißtrocknung weniger glatt als früher.

    Verwendet habe ich zunächst eine andere kleine Trockenpresse von Kovos und aktuelles Fomabrom Variant-Papier. Das Tuch war frisch gewaschen. Ich habe dann in der Bucht eine große Trockenpresse von Büscher mit Thermostat besorgt. Das Problem bleibt bestehen, auch bei Reduzierung der Temperatur, gründlichem Abstreifen vor der Trocknung und einem verzögerten Schließen der Presse. Das Kleben am Tuch bleibt, nur die Welligkeit hat noch zugenommen.

    Ich bin ein wenig ratlos, was ich noch versuchen könnte. Leider erinnere ich mich nicht mehr, ob ich damals ein Härterbad verwendet habe, könnte das die Lösung sein? Oder ist das Foma-Papier ungeeignet für die Heißtrocknung und ich weiche besser auf z.B. Ilford aus?

    Aus dem Digitalalter bin ich raus.

  • Servus Christof,

    Härter ins Fixierbad?! Wenns klebt, ist die Gelatine zu wenig gehärtet, entweder weils bei der Sorte prinzipiell so ist oder weil dein Papier zu frisch ist.

    Ehrlich gesagt würde ich beides - härten, in einer Trockenpresse mit der Schicht zu einem Tuch (auch wenn es beim ersten Bild frisch gewaschen ist) - unter keinen Umständen tun. Wenn ich schon auf Baryt vergrößere, dann nur größere Formate und maximal 5 Exemplare in einer Sitzung, mehr Platz ist in meinem Barytwascher auch gar nicht, dafür brauche ich ein paar Stunden Zeit. Da lege ich keinen Wert mehr auf besonders schnelle Trocknung, wichtiger ist mir eine besonders perfekte Trocknung ohne Fussel und ohne Wellen. Das funktioniert bei mir mittels Lufttrocknung, an den Rändern mittels Nassklebeband auf Glasplatten befestigt.

    Übrigens erlaube ich mir meistens auch noch den Luxus, die fertig gewässerten Bilder (ich rede von 40x50cm-Formaten) vorher über Nacht provisorisch an der Leine zu trocknen (dabei krümmen sie sich freilich beträchtlich), um sie in voller Größe getrocknet zu sehen. Erst dann kann ich sicher beurteilen, ob das Bild noch irgendwo eine Abschwächung, ein Klärbad, eine Tonung braucht. Diese durchgeführt (oder eben auch nicht) werden die Bilder noch einmal in den Wascher gesteckt und erst danach ordentlich getrocknet wie beschrieben.

    Ich glaube, die Zeit der Trockenpressen ist vorbei, seit sich die modernen Papiere einer klassischen Hochglanztrocknung mit verchromter Blechplatte offensichtlich verweigern ...

    Grüße, Karl

  • Hallo Karl, danke für deine Anregungen. Nun, so große Formate wie du mache ich nicht. Und an Baryt schätze ich sehr die leicht strukturierte und halbglänzende Oberfläche bei der Trocknungsmethode mit der Bildseite gegen das Tuch, und das Anfassgefühl. Früher hat das mit der Trockenpresse gut funktioniert, möglicherweise ist das heutige Papier weicher? Und der Härter ist wohl auch nicht mehr der selbe, wegen ehemals giftiger Chemie. Ich habe das mit aktuellem Härter noch nicht ausprobiert und würde das nur machen wollen, wenn es Erfolg verspricht.

    Ich habe schon darüber nachgedacht, Baryt ganz fallenzulassen und zurückzugehen zu dem wesentlich unproblematischer zu verarbeitenden PE-Papier. Allerdings gefällt mir die Oberfläche des Fomaspeed Variant glossy gar nicht. Das Papier sieht billig aus und fühlt sich billig an. Vielleicht gibt es ja von einem anderen Hersteller ein PE-Papier mit Baryt-ähnlicher Oberfläche?

    Aus dem Digitalalter bin ich raus.

  • Ich lasse die Bilder immer so lange trocknen, bis sich die Oberfläche nicht mehr klebrig anfühlt. Erst dann trockne ich sie mit der Oberfläche zum Tuch. Hin und wieder bleibt ein Fussel hängen, der sich aber leicht abreiben lässt.

  • Wenn die Abzüge bei mir auf der Leine landen, kann ich meist den ersten in die Presse geben, wenn ich den dritten aufhänge.

    Ich trockne dann bei 80°C etwa 10 Minuten. Dann kommen die Abzüge in ein dickes Buch zum Abkühlen.

    Härter verwende ich nicht.

  • Ich habe gute Erfahrungen mit dem Trockenbuch gemacht. Dorthinein müssen die Bilder auch luft-vorgetrocknet. Die Bilder werden hierbei zwar nicht völlig glatt, aber es gibt zumindest keine ungleichmäßige Trocknung Mitte-Rand. Die Wellen haben großen Abstand, sagen wir 10 chm, und das Bild hat noch eine kleine restfeuchte. Dann noch einen Tag im Rahmen mit Passepartouts, und die Bilder sind ganz glatt und haben auch keine innere Spannung.

    Kleine Formate, zB. Postkarten, kommen nach dem Trockenbuch noch mal kurz in die Trockenpresse.

    An der Klebebandmethode mag ich nicht, dass die Bilder gereckt werden und unter Spannung stehen. Ich habe noch 2 Rollen Klebeband hier, wer die bracht, bekommt sie gegen Porto.

  • Trockenpresse habe ich vor ein paar Jahren vollständig aufgegeben, weil ich nie einen sinnvollen Arbeitsmodus mit modernen Papieren gefunden hatte. Hochglanz hatte nur selten gut und nie wirklich fehlerfrei funktioniert, ich hatte bestimmt nicht alle Tipps aus der Literatur durchprobiert, aber viele, irgendwann hatte ich keine Lust mehr, damit weiterzumachen. Klebeband finde ich mittlerweile am besten. Bilder zum Rumzeigen mache ich sowieso nicht, insofern ist es mir auch eher egal, ob der Rand noch dranbleibt und dann unter dem Passepartout verschwindet, oder wie die Oberfläche aussieht. Gut, das stimmt nicht ganz, aber man sollte da vielleicht auch ein bisschen pragmatisch sein.

    Wissenschaftlichkeit: Das heißt zu wissen, was man weiß und was man nicht weiß. Unwissenschaftlich ist alles totale Wissen, als ob man im Ganzen Bescheid wüsste. (Karl Jaspers)

  • Hallo Christof,

    das gleiche Problem habe ich auch, aber nur mit Foma Baryt Papieren. Habe noch Restbestände, welche ich auf einem Fliegengitter über Nacht trocknen lasse, und am nächsten Tag kommen die Bilder in die Bücherpresse. Das Foma Papier darf man nur mit der Rückseite auf das Fliegengitter legen, weil sich sonst auch noch das Gitter abzeichnet. Behalte Deine Barytpresse und besorge dir einfach das Ilford oder ADOX Barytpapiere, da hast Du keine Probleme damit. Diese haben auch eine feinere Papierstruktur und wirken etwas schärfer. Sind zwar ein wenig teurer, aber das lohnt sich.

    Gruss Oliver