C.P.Goerz Berlin Telegor 6.3/240mm

  • Ein sehr seltenes Objektiv, in über 40 Jahren ist es mir bisher nur zweimal untergekommen.

    Das eine konnte ich vor vielen Jahren hier in Deutschland kaufen, jetzt ist es in Asien unterwegs, dieses hier habe ich mir aus den USA schicken lassen und jetzt erst einmal für mich hergerichtet.

    Leider kam es defekt bei mir an, die Fokussierung ging nicht mehr, die aufgelöteten Messingstücke hatten sich nach etwa 100 Jahren gelöst, das Weichlot war völlig spröde und konnte nicht mehr halten.

    Gerade die Fokussierung macht dieses Objektiv so besonders.

    Meines Wissens ist es das erste Objektiv überhaupt das eine Innenfokussierung hat. Während des Scharfstellens dreht sich weder die Front des Objektives noch verlängert es sich.

    Hier wird die hintere Linsengruppe innerhalb des Objektives verschoben und so lässt es sich von oo-1,5m scharfstellen, sehr beachtlich wie ich finde.

    Die Blende lschliesst komplett was mit dem ursprünglichen Einsatzzweck des Objektives zu tun hat. Es wurde für 35mm Kino Kameras gebaut.

    Wie schon das erste Objektiv fehlte auch bei diesem ein Sockel um es irgendwo anschließen zu können, daher habe ich mich entschieden es mit einem Stutzen für T2 Gewinde auszustatten, so das es an allen Kamera Systemen verwendet werden kann. Eine Stativschelle gab es dann auch gleich noch dazu.

    Optisch hat es einen typischen Aufbau der damaligen Zeit, es ist ein Vierlinser der aus dem Tessar entwickelt wurde.

    An welchen Kameras genau es verwendet und wie es dort scharfgestellt wurde kann ich nur vermuten. Es gab damals Stutzen mit Mattscheiben in die die Objektive gesetzt und dann scharf gestellt wurden, dann wusste der Focus Puller wie er zu fokussieren hatte.

    Heute kann ich es sogar mit der Fokussierhilfe des Nikon F801s scharfstellen, ich finde es sehr erbaulich diese alten Schätzchen wieder so herzurichten das sie verwendet werden können.

    Bei solchen Objektives ist es sehr schwierig das Auflagemaß wirklich genau zu treffen.

    Wie bei Zoom Objektiven erzeugt schon die kleinste Verschiebung der Fokussierung für starke Abweichungen.

    Das liegt daran das sich nicht nur die Schärfeebene verändert sondern auch die Brennweite. Das geht physikalisch gar nicht anders.

    Es ist zwar nicht viel aber durchaus sichtbar.


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    Unsere Ruinen werden nicht so schön sein wie die vergangener Kulturen

  • Ergebnisse gibt es natürlich auch schon, schnell einen Agfa APX 400 aus der Drogerie geholt, Entwickler ist wieder im Hause, danke an Klaus Wehner.

    Aufgenommen mit f/6,3-8 an der Nikon F801s

    Für ein Objektiv das so in etwa 100 Jahre alt ist gar nicht so schlecht.

    tegor-1 k.jpg

    Unsere Ruinen werden nicht so schön sein wie die vergangener Kulturen

  • Blitzsauber, würde ich sagen. Beide sind gut, das zweite finde ich besser. Eine interessante Geschichte und die Combo sieht wirklich cool aus

    Edit: wobei das zweite Bild sieht schon etwas überschärft aus; vielleicht ist es aber dem (hohen) Kontrast schuldig

  • Es ist in der Tat so das ich die Struktur sogar reduziere weil ich diese Schärfung gar nicht mag, es gehen mir dadurch zu viele kleine Deteils verloren.

    Bei den Mickey Mouse Bildern hier kommen die aber gar nicht rüber.

    Das zweite Bild habe ich nach 18:00 gemacht und die Sonne nochmal mit voller Kraft durch die Wolken blickte und das Holz erstrahlen lies.

    Der Kontrast ist wirklich sehr hoch dadurch.

    Wenn Du magst schau Dir die etwas gößeren Bilder bei Flickr an: https://www.flickr.com/photos/cinegon…157718946299778

    Unsere Ruinen werden nicht so schön sein wie die vergangener Kulturen

  • Ja, ich habe mir die Bilder jetzt am großen Monitor angesehen (vorher am Smartphone) und da passt es von der Schärfe her.

    Ich beneide Dich um die Fertigkeiten, das technische Verständnis und scheinbar sehr gute Gerätschaften, die solche Adaptionen ermöglichen. Hut ab!

  • Ich beneide Dich um die Fertigkeiten, das technische Verständnis und scheinbar sehr gute Gerätschaften, die solche Adaptionen ermöglichen. Hut ab!

    Dem kann ich mich nur anschließen.

    Wolfgang Rabe

    Hast du dir deine Kenntnisse als Autodidakt erworben oder kommen die aus einem beruflichen Hintergrund.

  • Hast du dir deine Kenntnisse als Autodidakt erworben oder kommen die aus einem beruflichen Hintergrund.

    Das habe ich mir so nach und nach selber beigebracht, beruflich habe ich mehrere Jahrzehnte große Werzeugmaschinen wieder in Gang geschubst, da war das Arbeiten an den feinen Optiken immer eine angenehme Abwechslung.

    Unsere Ruinen werden nicht so schön sein wie die vergangener Kulturen