Die helle Dunkelkammer (nicht die ganz helle)

  • Man muss nicht unbedingt eine lichtdichte Dunkelkammer haben.

    Für mehrere Dinge eignet sich eine "helle" Dunkelkammer. Damit meine ich gedämpftes Licht, Schatten. Nicht zu lange Zeit.

    Ich stelle hier mal 5 Möglichkeiten vor:

    1. Cyanotypie

    Das ist die bekannteste der Techniken. Sie gehört heute zu den Edeldrucktechniken. Früher war es als Blaupause eine sehr günstige Methode zum Verfielfältigen technischer Zeichnungen.

    Für den Anfang empfehle ich fertiges Papier.

    Das Foto wird blau.

    51167152846_0d552602fb_b[1].jpg

    Fotogramm Cyanotypie - Fotogramm - Solarfotopapier (von Astromedia)


    35624057904_75d001094e_b[1].jpg

    Das Bild ist etwa 10 cm groß und von einer Rastervorlage gemacht, auf Chinapapier. Im Original ist das Raster kaum zu sehen. Washi-Papier

    Das Belichten dauert 10...15 Minuten in der Sonne.

    Das Entwickeln erfolgt in reinem Leitungswasser. Man kann fertiges Papier nehmen oder Kits, mit denen man die Lösungen selbst anfertigt.

    2. Nach dem Fertigstellen kann man tönen:

    35202442674_2c13f333fb_b[1].jpg

    Hier habe ich Washi-Papier verwendet und nach dem Entwickeln in grünem Tee getont.

    3.

    Das Labor aus dem Garten, 1.

    Man kann Pflanzenfarbstoffe nehmen.

    Dazu nimmt man Blüten oder Blätter, die Anthocyane enthalten, also farbig sind. Rotkraut, Rote Beete, Trauben, Blüten (wässriger oder alkoholischer Auszug von Blütensaft.)

    Die Belichtungszeit ist zwischen einem Tag und mehreren Monaten, je nach Sonnenintensität und Farbstoff. Das fertige Bild bleibt lichtempfindlich.

    47740621021_3b88b05762_b[1].jpg


    Brennnesselblatt auf Heidelbeersaftpapier, Anthotypie

    4. Blatt auf Blatt (pur Natur)

    Man kann als Fotopapier auch Blätter oder Früchte nehmen.

    So kann man auf einem Blatt Negative befestigen, das Bild entsteht dann durch Chlorophylleinlagerung.

    Ich habe aber Blätter genommen, die schon grün waren.

    Das dauert zwischen einem Tag und einem Monat.

    14968976986_ff85d4215f_b[1].jpg

  • 5. Als letztes:

    Man kann Fotopapier längere Zeit belichten. Dann bleiben sie lichtempfindlich. Wenn man sie sehr stark belichtet, kann man sie fixieren, mit Fixiersaz, aber auch mit einer Kochsalzlösung:

    48412922931_d00d8d6fb7_b[1].jpg

    Nach dem Belichten

    48413750661_44860c9004_b[1].jpg

    Nach dem Fixieren.

    50740424957_1af84740e5_b[1].jpg


    Solargrafie, 1 Monat belichtet, ohne Entwickeln, es bleibt lichtempfindlich.


    50641219916_6dbc2e74c7_b[1].jpg

    In Kamera belichtetes Fotopapier.

    Ohne Entwickeln und Fixieren

    Laufbodenkamera mit Doppelanastigmat Hekla, 6,4 13,5 cm an 6x9 Fotopapier

    ICA Dresden

    Man kann scannen und invertieren. (Das wäre dann hybrid)


    50640466983_bfa96d7c54_b[1].jpg

  • Das ist bestimmt auch spannend für Kinder. Gerade die Exemplare, die in drei Stunden drölfzighundert Fragen stellen können ;) Oder hantiert man da mit Dingen, die für Kinder gefährlich werden könnten?

    Hast Du vielleicht einen Link oder eine ausführliche Anleitung/Materialliste für mich? Dann kann ich schauen ob ich das nicht mal mit meinem Fotografie-Begeisterten Neffen ausprobieren kann.

    - Motorradfahren ist viel zu schön um es allein den Männern zu überlassen. -

    Ansonsten halt bekannt als: Frau Mirtana.

  • Die Cyanotypie kenne ich noch aus meinen Kinderzeiten, das hab ich da auch schon gemacht. Gabs hin und wieder mal im Yps-Heft. Das waren noch tolle Zeiten. Als Kind macht man sich da eher um sowas Gedanken, als über Alltägliches.

    Bernd, schön, dass Du Dir das „Kindsein“ noch behalten hast und sowas machst. Ich kann mir das ganz gut in einer Galerie vorstellen. Dein Handeln und Deine Kreativität stechen heraus! Da fallen mir nicht viele andere ein.

    Und, habe ich schon mehrmals gesagt...

    „Gut ist, was in Erinnerung bleibt!“

    (Zählt nicht nur in der Fotografie)

    Viele Grüße

    Philipp :thumbup:

  • Am einfachsten ist Fotogramm Cyanotypie - Fotogramm - Solarfotopapier (von Astromedia) - das findest Du im Internet.

    Wasser reicht zum Entwickeln. Ohne Oxidationsmittel dauert es nur etwas länger, statt 1 oder 2 Minuten bis zu 15 Minuten oder länger.

    Trinken sollte man das Wasser nicht.


    Ohne große Probleme: Anthotypie:

    Das ist am leichtesten und geht auch mit Tischdecken.

    Es ähnelt dem Bleichen.

    Heidelbeeren oder Rotkraut in etwas Wasser aufkochen. (Man muss nicht unbedingt kochen, aber das geht einfacher mit dem Saft.)

    oder gelbe Löwenzahnblüten sammeln. In etwas Wasser kochen (oder in Alkohol)

    Bei gefrosteten Heidelbeeren geht auch Auftauen und ausdrücken.

    ---

    Den Saft mit Pinsel auf Aquarellpapier oder Fotopapier für Tintenstrahldrucker auftragen und im Dunkeln oder im Dämmerlicht trocknen lassen, zum Beispiel über Nacht.

    ---

    Motive sammeln (Blüten oder Blätter, nicht gerade Giftpflanzen.)

    Dann empfehle ich hier einen Bilderrahmen.

    Erst das Farbpapier drauf Farbe Richtung Glas, natürlich. Darauf die Blätter anordnen.

    Glasplatte darauf und befestigen. Am einfachsten gehen die billigsten, die nur Presspappe, Glas und Halter haben.

    Draußen so aufstellen, dass die Sonne drauf fällt. man kann sie flach hinlegen. Bei Rotkrautsaft reicht meist schon ein Tag Belichtungszeit jetzt im Spätfrühling und im Sommer.

    Ich habe es auf dem Balkon oder dem Fensterbrett gemacht.


    ---

    bei 5.:

    Beim Fotopapier braucht man nur Fotopapier und zum Fixieren kann man Fixiersalz nehmen, in Fotogeschäften, wo es noch welche gibt, über Verwendung nachfragen.

    Oder: Kochsalzlösung: eine Tasse Wasser (200 ml), dazu 3...4 Esslöffel Kochsalz. Kochsalz war das erste Fixiersalz.

    Die verbrauchte Fixiersalzlösung sollte im Bauhof entsorgt werden, weil sie sehr toxisch auf Mikroorganismen wirkt.

    ---

    Das einfachste: Fotopapier ohne Entwickeln: Das sollte völlig ungefährlich sein.

    Fotogramme. Münzen drauf, ins Licht, bis das Papier dunkel wird, Münzen runter. (Spielzeugmünzen gehen, auch Steine, Scheren, ausgeschnittene Figuren, die Hand. (Nicht übertreiben, eventuell mit Sonnenschutz einchremen, 5 Minuten Stillhalten müsste langen.)

    Nach dem Belichten im Schatten betrachten und im Dunkeln (z.B. in einem Buch) aufbewahren.)

    In dem Alter, wo noch alles in den Mund gesteckt wird, ist es eher noch zu früh.

    Ich habe das Solarpapier mal bei einem Gartenfest mitgehabt. Leider schoben sich Wolken vor, dann ging es nur noch schlecht. Aber die ersten wurden sehr gut. Ab etwas 4 oder 5 Jahre. wenn man selbst entwickelt vielleicht mit 3 Jahren.

    Man sieht eben was dabei, im Gegensatz zur Dunkelkammer.


    ---

    Blatt auf Blatt wird oft nicht richtig. Deshalb empfehle ich es nicht, weil es eventuell Misserfolge gibt,

  • Die Cyanotypie kenne ich noch aus meinen Kinderzeiten, das hab ich da auch schon gemacht. Gabs hin und wieder mal im Yps-Heft. Das waren noch tolle Zeiten. Als Kind macht man sich da eher um sowas Gedanken, als über Alltägliches.

    Bernd, schön, dass Du Dir das „Kindsein“ noch behalten hast und sowas machst. Ich kann mir das ganz gut in einer Galerie vorstellen. Dein Handeln und Deine Kreativität stechen heraus! Da fallen mir nicht viele andere ein.

    Und, habe ich schon mehrmals gesagt...

    „Gut ist, was in Erinnerung bleibt!“

    (Zählt nicht nur in der Fotografie)

    Danke sehr.

    ---

    Für Kinder bis etwa 14 Jahre sollte man aber vielleicht wirklich fertiges Papier nehmen.

    ---

    Und mit dem Fotopapier: Da war ich Schüler im 6. Schuljahr und habe immer mal so ein Blatt Fotopapier mit etwas drauf aufs Fensterbrett gelegt. Ob es die Lehrerin gesehen hat, weiß ich nicht, sie hat sich jedenfalls nicht beschwert.

  • Ich danke Dir für Deine ausführlichen Anleitungen. Werde das definitiv mit den Kids ausprobieren (7 und 4 Jahre alt). Der Große ist seit jeher fasziniert von dem Thema Fotografieren und findet das "Mega!" (bei dem Kind ist alles "Mega!" was die Tante hobbymäßig macht :P ) und die Kleine findet super was ihr Bruder super findet.

    Das mit dem fertigen Papier klingt für den Anfang am einfachsten. Die lieben ja auch die Instax Kamera weil man da sieht, wie das Bild sich entwickelt.

    Eine Frage habe ich als Laie ohne Ahnung, wie Arbeiten in der Dunkelkammer tatsächlich funktioniert, noch: was ist Oxidationsmittel und braucht man das zwingend?

    - Motorradfahren ist viel zu schön um es allein den Männern zu überlassen. -

    Ansonsten halt bekannt als: Frau Mirtana.

  • Das Oxidationsmittel ist Wasserstoffsuperoxid. Man braucht es nicht, es beschleunigt lediglich den Entwicklungsvorgang.

    Dunkelblau erscheint sofort statt nach einigen Minuten oder Stunden. Das dunkelt noch nach, wenn man kein Oxidationsmittel nimmt. Im Prinzip liefert es zusätzlichen Sauerstoff, der aber in der Luft vorhanden ist.

    Man sieht sehr schön, wie das Bild entsteht.

  • Bernd, es ist einfach immer wieder eine freude zu lesen was Du an Inovationen raushaust. Wir haben es ja schon in der

    Quasselrunde am Samstag abend gesagt.

    Es braucht einfach Geduld und Fantasie bei deinen vorgestellten Techniken, das kann wirklich jeder umsetzten der

    das auch will.

    Das tollste ist es braucht keine grossartigen Investitionen wie Kamera und Fotochemie.

  • ich kann mich dem gesagten nur anschließen. tolle anregungen, die du hier gibst. danke! herzlich, stffn

  • Danke. Gern geschehen.

    Noch ein Tipp: Wenn man selbst beschichtet, ist Aquarellpapier gut. Es darf aber bei Cyanotypie keine Base als Puffer enthalten, denn sonst verblasst das Bild während des Entwickelns wieder. (Vielleicht hilft dann Tonen, das kannte ich noch nicht, als ich es mit einem Schulzeichenblock probiert habe.)