Objektivvergütung löst sich ?

  • Das Objektiv liegt in der Vitrine und war schon lange nicht mehr im Einsatz. Jetzt habe ich es mal zur Hand genommen und geprüft ob noch alles schön läuft. Dabei sah ich beim Schräghalten gegen Licht vereinzelt ganz kleine Sprenkel am Rand.Vorsichtiges Putzen brachte nix. Mit der Lupe sieht es so aus als wäre es innen am 2. Glas.

    Hat das Auswirkungen bei der Abbildung?

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    (Schaff ein getreues Ebenbild bevor die Materie verblaßt!)

  • prinzipiell ja, aber ob es offensichtliche Auswirkungen ist schwer einzuschätzen und eher zu verneinen. Vermutlich bei einem 1:1-Vergleich bei extremen Lichtsituationen/Gegenlicht könnte man einen Unterschied beim Ghosting und/oder Reflexeffekten beobachten.

    Ein Viellinser dürfte auch empfindlicher auf Vergütungsprobleme reagieren, als ein Weniglinser (Periskop, Trioplane...) mit eher großen Abständen zw. den einzelnen Linsen.

    viele Grüße - Ronald

  • Bei älteren Objektiven bildet sich gerne mal ein Belag zwischen den Linsen. Sofern es sich nicht um Glaspilz im fortgeschrittenen Stadium handelt, lässt er sich problemlos mit den üblichen Reinigungsmethoden entfernen.

    Hierzu muss die Frontlinse demontiert werden, was je nach Objektivkonstruktion unterschiedlich schwierig ist.

    Ein ganz anderes Thema ist eine sich lösende Vergütung. Das passiert aber normalerweise nicht so schnell. Und wenn, dann meistens außen auf der Frontlinse aufgrund von mechanischer Beschädigung.

    Es gibt selten u.a. bei Objektiven aus Osteuropa schlechte Vergütungen, die sich schnell z.B. beim Reinigen lösen. Ich habe ein Meyer Orestor 2,8/100mm, bei dem das so ist, und bei ebay findet sich dieses Objektiv öfter mal mit dieser Fehlerangabe. Auch das Belar der tschechischen Flexaret soll mitunter unter diesem Problem leiden.

    Hier hilft nichts außer der Vermeidung einer Reinigung. So ein Objektiv lässt sich weiterhin verwenden, da ja nur eine Linsenoberfläche betroffen ist. Möglicherweise leidet der Kontrast ein wenig.

    Aus dem Digitalalter bin ich raus.

  • [...] Dabei sah ich beim Schräghalten gegen Licht vereinzelt ganz kleine Sprenkel am Rand. [...]

    Punktuell, ohne Verästelungen, vom Rand ausgehend?

    Einen guten Eindruck kann man sich durch einem Blick von der Rückseite des Objektivs, gegen eine Lampe bspw., machen.

    Könntest Du eventuell ein Foto von den "Sprenkeln" machen?

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  • Hallo,

    sieht das etwa so aus, wie bei meinen Rodagon 80-WA ?

    Das Objektiv hatte ich auch nach München zu Rodenstock geschickt,

    dort hatte man sich bemüht, aber ich bekam es zurück mit der Info,

    dass man leider nichts tun könne, die Vergütung habe sich gelöst.

    Beste Grüße

    Volker

    Rodogon.jpg

  • Moin Volker,

    ist bei deinem Objektiv die (Hart-) Vergütung der Frontlinse betroffen oder die Vergütung eines inneren Glaselements?

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  • es ist die Vergütung auf der Innenseite der Linse...

    Moin Volker,

    und das Schadensbild ist durch normale Materialermüdung entstanden, ohne dass vorher Fungus die weichere Innenvergütung angegriffen hat und anschließende Reinigungsversuche der Vergütung den Rest gegeben haben?

    Gruß,

    Max

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  • und das Schadensbild ist durch normale Materialermüdung entstanden, ohne dass vorher Fungus die weichere Innenvergütung angegriffen hat und anschließende Reinigungsversuche der Vergütung den Rest gegeben haben?

    Das kann ich Dir leider nicht sagen.

    Ich habe das Objektiv montiert mit einem Laborator 900 erstanden. Beim flüchtigen Blick durch das Objektiv und "normalem" Licht war der Schaden nicht zu sehen. Der Laborator hatte über Jahre unbenutzt in einem trockenen Kellerraum gestanden. Andere Objektive aus dem Keller hatten keinen Fungus oder Schaden an der Vergütung.

    Ich hatte im Januar 2019 das Objektiv dann zu Rodenstock Photo Optics nach München geschickt. Dort gab man sich wirklich Mühe, etvl. die Linse auszutauschen. Im Endeffekt bekam ich aber die Antwort, dass eine Reparatur nicht möglich sei. Warum sich die Vergütung gelöst hatte, konnte oder wollte man mir nicht sagen. Es blieb bei der allgemeinen Antwort: Chemische Prozesse ...

    Ich habe mittlerweile ein neues WA-80 und den Laborator auf das neue Objektiv kalibriert.

    Gruß

    Volker

  • Volker: Vielen Dank für die Erläuterungen!

    Ich habe mir einen alten Schuldiaprojektor von Leitz gekauft. Die Vergütung des Elmaron 150mm 2.8 sieht ähnlich aus.

    Die Beschädigung war zunächst auch nicht so leicht zu sehen. Der Verkäufer war aber so ehrlich, mitzuteilen, dass er das Objektiv zerlegt hatte, um die Glasflächen vom leichten Fungusbefall zu reinigen. Er hatte mir dann ein Ersatzobjektiv im exzellenten Zustand gegeben.

    [...] Im Endeffekt bekam ich aber die Antwort, dass eine Reparatur nicht möglich sei. [...]

    Manche Hersteller und Reparaturbetriebe lehnen die Reparatur auch ab, wenn erkennbar ist, dass vormals offensichtlich unsachgemäß zu Werke gegangen wurde. Eine Reparatur wäre wohl fast immer möglich, die Kosten würden aber vermutlich den Preis der Ersatzanschaffung übersteigen.

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  • Manche Hersteller und Reparaturbetriebe lehnen die Reparatur auch ab, wenn erkennbar ist, dass vormals offensichtlich unsachgemäß zu Werke gegangen wurde. Eine Reparatur wäre wohl fast immer möglich, die Kosten würden aber vermutlich den Preis der Ersatzanschaffung übersteigen.

    Man hatte mir glaubhaft versichert, dass sie in der Produktionsstätte in Regen (Bayrischer Wald) versucht haben, aus alten Beständen eine "neue" Linse zu besorgen. Es war keine mehr aufzutreiben.

    Wenn die Vergütung sich löst bzw. zersetzt, kann man die Linse nicht mehr retten. Eine Reparatur ist dann wirklich nicht möglich.

    Liebe Grüße

    Volker

  • [...] Wenn die Vergütung sich löst bzw. zersetzt, kann man die Linse nicht mehr retten. Eine Reparatur ist dann wirklich nicht möglich.

    Sofern mir ein Objektiv ganz besonders am Herzen liegt, würde ich trotzdem einen letzten Reparatur-Versuch bei einem Spezialisten wagen!

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  • Ich hatte mal einen Vergrößerer in einem Innenraum stehen, der über eine Klimaanlage zwangsbelüftet wurde. Die Luftansaugung befand sich auf dem Dach (9. Etage). Nur wenige hundert Meter weg befand sich ein kohlebefeuertes Heizkraftwerk. Die Vergütungen der Frontlinsen wurden vermutlich von dem SO2 weg geätzt. Rodenstock konnte die Linsen nicht reparieren. Die Objektive waren trotzdem noch brauchbar.

    Viele Grüße

    Runhild

  • Sofern mir ein Objektiv ganz besonders am Herzen liegt,

    Das Objektiv lag mir am Herzen, da der Labortor 900 auf die original Objektive kalibriert ist.

    Die Seriennummern sind sogar im Fuß der Säule eingraviert.

    Das WA-80, dass ich jetzt als Ersatz benutze, brauchte also eine neue Kalibrierung der Objektivbühne.

    Mit lieber Hilfe hat das aber auch geklappt.

    Die Objektive waren trotzdem noch brauchbar

    Das original Objektiv mit der sich lösenden Vergütung war auch noch "brauchbar"...

    Bei aller Mühe, die man auf die Vergrößerung verwendet, wollte ich meinen Negativen jedoch ein sauberes und vergütetes Objektiv gönnen :saint:

    Gruß

    Volker