Kodak Tri-X 400 und Umkehrentwicklung nach Wehner

  • Guten Abend,

    die Abende sind dunkel und ich habe ein bisschen experimentiert und würde gern meine Ergebnisse mit euch teilen und von euren Erfahrungen profitieren.

    Zum Hintergrund: Ich mache hin und wieder gern sw-Dias. Bisher nutzte ich dafür Adox Scala 160 und entweder das Adox Scala Umkehrkit oder - und wesentlich lieber, weil die Ergebnisse besser sind - den Umkehrprozess von Klaus Wehner. Weil die Tage des Scala gezählt sind und ich gern einen empfindlicheren "Winterfilm" hätte, habe ich spaßeshalber einmal ausprobiert wie sich der Tri-X in dem Entwickler von Klaus verhält und ob überhaupt etwas brauchbares dabei herauskommt. Die Antwort: Ja, es funktioniert!

    Ich habe mir eine Szene ausgesucht, die ziemlich kontrastreich ist und immer +-0 EV, -1 EV und -2 EV (entspricht ISO400, 800 und 1600) belichtet. Diesen Streifen in etwa 20 cm lange Abschnitte geschnitten und los ging die frohe Entwicklerei. Ich habe lediglich die Erstentwicklungszeit angepasst, alle anderen Parameter (Temperatur, Zeiten für Bleich- und Klärbad, ...) wurden nicht verändert. Gescannt wurde das ganze mit einem Nikon Coolscan V ED ohne irgendwelche Anpassungen.

    +-0 EV, frischer Entwickler, 23 Minuten (wie Scala 160 @200), gemeinsam mit einem Scala 160 im Tank:

    Screenshot 2022-11-28 202556.png

    Gar nicht so verkehrt für den ersten Schuss. Hier gibt es noch jeweils ein +2 EV und ein -2 EV Bild. Das eine ist deutlich heller, das andere deutlich dunkler. Die Entwicklungszeit sollte also passen. Also schaunen wir mal, was die -1 EV und -2 EV machen, wenn die Belichtungszeit verlängert wird (+40 %).

    +-0 EV, frischer Entwickler, 32 Minuten:

    Screenshot 2022-11-28 203048.png

    Das sieht dem Bild von Streifen 1 mit deutlich kürzerer Entwicklungszeit doch ziemlich ähnlich... viel hilft viel, also weiter mit 80 % mehr Entwicklungszeit als beim ersten Versuch.

    +-0 EV, gebrauchter Entwickler, 41 Minuten:

    Screenshot 2022-11-28 203423.png

    Hier habe ich den angesetzten Entwickler weiterverwendet, da er nur die Streifen 3 und 4 mit jeweils ca. 6 Bildern (4 war eine Kipp- und keine Rollentwicklung, das Ergebnis taugt nix) gesehen hatte und entsprechend wenig verbraucht gewesen sein sollte.

    Große Unterschiede kann ich zwischen den einzelnen Entwicklungszeiten nicht ausmachen. 23 Minuten oder 41 Minuten haben praktisch keinen Einfluss.

    Der aufmerksame Leser wird erkannt haben, dass ein Streifen fehlt: Streifen 2. Und der gefällt mir bisher am besten:

    +-0 EV, gebrauchter Entwickler nach Scala 160, 32 Minuten:

    Screenshot 2022-11-28 204216.png

    Die Schatten saufen bei weitem nicht so sehr ab wie alle anderen Zeiten. Der Trick: Diesen Streifen hatte ich in dem gebrauchten Entwickler (Erst- und Zweitentwicklung) des ersten Durchgangs (Streifen 1 zusammen mit einem ganzen Scala 160) entwickelt und die Zeit von 23 auf 32 Minuten erhöht. Außerdem erhält das Bild einen warmen Sepiaton, der mir ganz gut gefällt. Wer sich den ersten Streifen im direkten Vergleich mit Streifen 3 und 5 anschaut wird erkennen, dass auch schon im frischen Entwickler zusammen mit dem Scala 160 mehr Details in den Schatten zu erkennen sind.

    Bevor ich nun weitermache, stellen sich mir zwei Fragen und ich hoffe auf euren Input:

    1. Warum lässt sich dieser Film nicht pushen? Auch bei stark verlängerter Erstentwicklungszeit ist +-0 EV immer gut belichtet, alles andere entsprechend zu hell oder zu dunkel.

    2. Wie kann ich das Ergebnis von Streifen 2 mit frischem Entwickler replizieren? Niedrigere Konzentration des Entwicklers, weil im ersten Durchgang der Scala schon Chemie "verbraucht" hat? Oder löst sich etwas aus dem Scala, das den Entwickler entsprechend positiv beeinflusst? Kann ich stattdessen dem Entwickler irgendetwas zusetzen?

    Zum Abschluss noch eine direkte Gegenüberstellung der -2 EV Ergebnisse. Während alle anderen Varianten mit frischem oder wenig verbrauchten Entwickler gnadenlos absaufen, hält sich der "Scala-konditionierte" Entwickler vergleichsweise tapfer:

    Screenshot 2022-11-28 205117.png

    Die Emulsion ist bei allen Varianten empfindlicher als der Scala, aber sie löst sich nicht von selbst ab. Der Film sollte vorsichtig aus der Spule genommen werden (nicht rausziehen...) und auf keinen Fall abgestriffen werden. Zum Glück habe ich kalkarmes Wasser und so reichte ein bisschen Spüliwasser zum Abschluss völlig aus.

    Viele Grüße

    Cord

  • Hallo Cord,

    danke für Deine Versuche.

    Mit ISO 400/27 hast Du doch gute Ergebnisse bekommen!

    Beim "Pushen" verhält sich der Film hier genau so wie er sich als als Negativfilm auch verhalten würde: der Kontrast nimmt etwas zu (weil das Weiß noch an Dichte verliert).

    Das ist genau das was man erwarten kann. "Pushen" kann ja nicht die Empfindlichkeit erhöhen, es hat nur etwas Einfluss auf die mittleren und insbesondere auf die geringen Dichten (im Dia-Positiv). Anders ausgedrückt: der Kontrast nimmt zu (bei gleichen Dichten in den Schatten).

    Drei Anmerkungen:

    1. Der Entwickler ist definitiv nur für den einmaligen Gebrauch gedacht. Mit gebrauchtem Entwickler so eine kritische Entwicklung zu machen, schränkt die Aussagekraft dieses Ergebnis sehr ein.

    2. Der Tri-X ist wie (fast) alle hoch empfindliche Filme ein Mehrschicht-Film. Das (und die hohe Empfindlichkeit) machen den Film nicht ganz einfach als Diafilm.

    3. Die uneingeschränkte Empfehlung für SW Dias ist der Ilford FP-4 bei ISO 100/21. Der hätte eventuell auch das Potential für ein (bis zwei) Push-Stufen.

    Bei Frage helfe ich gerne weiter.

    Herzliche Grüße

    Klaus